Neues Rezept gegen Misere:

Lizenzen machen Soffwarevertrieb flott

16.07.1982

BASEL (sg) - Die Bestrebungen, der Softwaremisere durch Vergabe produktabhängiger Lizenzverträge zu begegnen, ziehen momentan stark an. Es wird zudem erkennbar, daß durch Lizenzvergabe nicht zuletzt auch der Vertriebserfolg der Softwareproduzenten belebt wird.

Angeblich interessieren sich auch schon einige, eher kleinere Softwarehäuser für die Übernahme von Programmlizenzen, wobei jedoch nicht übersehen werden darf, daß eigentliche Abschlüsse von derlei Lizenzen bislang noch zu den seltenen Ereignissen zählen.

Ein Grund für die Zurückhaltung im Abschluß von Lizenzverträgen besteht darin, daß die hierfür erforderliche vertragliche Basis, abgesehen von den berühmten Ausnahmen, noch nicht sehr standfest ist. Viele Firmen erfüllen noch nicht einmal die notwendigste Voraussetzung, nämlich eine, auch außerhalb des eigenen Produktionsbereiches noch verständliche Dokumentation zur Verfügung stellen zu können.

Andere hingegen wollen die Vergabe von Lizenzen zur Absicherung der eigenen, mit ihrem Produkt betriebenen Vertriebsorganisation nur auf einzelne Programmteile und nicht auf ganze Applikationspakete verstanden wissen. Dies wiederum ist für Lizenznehmer aber nur bedingt interessant, denn mit solchen Softwareteilen lassen sich keine großen Softwarefische an Land ziehen.

Wie so vieles, was in der Softwarebranche in letzter Zeit an belebenden Versuchen gestartet wurde, scheint auch die Lizenzvergabe für Software noch mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Dennoch, die Idee hat zweifelsohne etwas für sich und könnte bei entsprechend klaren Abmachungen, wenn auch nicht kurzfristig, so doch mittel- bis langfristig, zu der erhofften Belebung führen. Softwarefirmen, die sich in erster Linie als Produzenten verstehen und denen der Aufbau eigener Vertriebsapparate nicht so sehr ins Unternehmenskonzept paßt, tun daher gut daran, die Lizenzvergabe als Alternative ernsthaft zu prüfen.

Andererseits sollten jene Softwarefirmen, denen zur Abrundung ihres Angebots das eine oder andere Programmprodukt fehlt, prüfen, inwieweit sie als Lizenznehmer diese Lücke zu schließen vermögen. Dieser Weg ist auf jeden Fall immer noch billiger, als die eigene Entwicklung zur Schließung der Angebotslücke zu betreiben.