Kolumne

Lizenz zum Geld verdienen

16.11.2004

Zugegeben, die Sache mit den Lizenzen ist schwierig. Oft wissen Anwender nicht mehr so genau, ob sie für eine bestimmte Applikation oder ein Tool überhaupt oder ausreichende Lizenzen erworben haben.

Die unterschiedlichen Lizenzierungsverfahren - pro Prozessor, pro Nutzer oder pro Nutzerrolle; Softwarekauf oder -miete mit einem bestimmten Servicegrad - tragen ebenfalls nicht unbedingt zur einfachen Kostenermittlung bei. Da drängt sich schon manchmal der Verdacht auf, dass diese Komplexität nicht ganz zufällig entstand, sondern durchaus absichtsvoll die eine oder andere eher unverschämte Preisvorstellung kaschieren soll.

Vor allem dann, wenn die Lizenzpolitik häufiger wechselt, bleibt die Transparenz auf der Strecke. Da Lizenzwechsel immer mit neuen Produkten oder neuen Releases einhergehen, ist es durchaus möglich, dass in einem großen Anwenderunternehmen unterschiedliche Lizenzmodelle eines Herstellers angewendet werden. Wenn - was mit Sicherheit der Fall ist - auch noch verschiedene Produkte unterschiedlicher Hersteller eingesetzt werden, gleicht die Abrechnung der Softwaregebühren in ihrer Komplexität eher einer Steuererklärung samt Anlage N als einem simplen Einkauf.

Wo nicht mehrere Lizenzmodelle pro Hersteller existieren, müssen Anwender mit der Einführung eines neuen Produkts die neuen Lizenzbestimmungen auch für Softwareprodukte akzeptieren, die sie nicht updaten wollen. Das macht die Angelegenheit eventuell leichter durchschaubar, aber leider meistens nicht billiger.

Doch der seit kurzem zwischen Herstellern und Anwendern wogende Streit um die Bewertung der so genannten Dual-Core-Prozessoren zeigt, dass wir noch mit einigen Lizenzeinfällen der Hersteller rechnen müssen: Sind die Boliden als eine CPU zu sehen oder als zwei, obwohl sie nur die anderthalbfache Leistung einer Single-Core-CPU bringen? Und welches Lizenzmodell wird angewendet bei einer 32-Wege-Maschine, die die zu bezahlende Software aber nur auf zwei oder noch weniger CPUs nutzt? Und jetzt kommt eine wirklich schwierige Frage: Welche Softwaregebühren fallen im Grid an, in dem dauernd Kapazitäten zu- und abgeschaltet werden, je nach Priorität und Umfang einer Task? Fragen, die von den Herstellern noch unterschiedlich beantwortet werden, die aber wenn nicht einheitlich, so doch transparent und nachvollziehbar behandelt werden müssen. Sonst läuft die Softwareindustrie Gefahr, sich zur echten Innovationsbremse zu entwickeln: Wenn die Hardware immer leistungsfähiger wird, der Anwender aber gleichzeitig den Geschwindigkeitszuwachs wegen aberwitziger Lizenzmodelle nur unter hohen zusätzlichen Kosten nutzen kann, wird der Anreiz, sich neue IT-Systeme anzuschaffen, immer kleiner.