Litton Industries verkauft Nürnberger Büromaschinen-Gruppe:VW nach Nixdorf-Absage bei Triumph-Adler fündig

16.03.1979

NÜRNBERG - Der zweite Versuch, Anlage im DV-Bereich zu finden, ist gelungen: Die Volkswagenwerk AG, Wolfsburg, hat von der amerikanischen Litton Industries Inc., Beverley Hills, eine 55prozentige Beteiligung an der Triumph Werke Nürnberg AG übernommen.

Bekanntlich hatte die "Braut" Nixdorf, von VW zunächst umworben, im letzten Moment einen Rückzieher gemacht. Begründung: Man wolle eigenständig bleiben. Für die Übernahme der Triumph-Adler-Gruppe lagen ganz andere Voraussetzungen vor: Es handelt sich um eine Transaktion zwischen einem amerikanischen und einem deutschen Konzern, bei der die Nürnberger nur "Betroffene" sind. Indes steht die VW-Aussage - so ein TA-Sprecher -, daß die Triumph-Adler-Gruppe ihre Aktivitäten "in voller Selbständigkeit" weiter fortführen kann. So ist denn auch die Stimmung im Hause Triumph nach eigenen Aussagen "eher positiv". Kommentiert TA-Chef Gerd E. Weers: "Wir sind irgendwo stolz darauf, daß VW gesagt hat, das ist für uns der richtige Partner." Das Engagement der Automobilbauer soll dazu beitragen, die Position der Büromaschinen- und Computerbauer im "zukunftsträchtigen DV-Markt zu stärken". Dies erfordert hohe Investitionen, die Litton offensichtlich nicht finanzieren wollte (siehe Kolumne, Seite 7). Weers sieht "kaum noch Unsicherheitsfaktoren", daß der jetzt in München unterzeichnete Übernahmevertrag von den Aufsichtsraten der Beteiligten nicht genehmigt wird. Im Zuge der Transaktion, die eine Kapitalerhöhung der Triumph Werke von 46 Millionen Mark auf 80,5 Millionen Mark vorsieht, hat auch die Diehl-Gruppe, Nürnberg, bisher mit 12,8 Prozent an Triumph beteiligt, ihre Option auf 25 Prozent am Aktienkapital beansprucht. Litton hält noch 19 Prozent der Anteile.

Der VW-Schritt, sich bei Triumph-Adler zu engagieren, dürfte primär darin seine Begründung finden, daß man hier ein solide geführtes und prosperierendes Unternehmen vorfand, das zudem in Zukunftsmärkten agiert. Immerhin war es Triumph-Adler gelungen, die Produktpalette rechtzeitig auf Kleincomputer, Computer der mittleren Datentechnik, Textsysteme und Kopierer umzustellen, also weg von der Mechanik und hin zur Elektronik. Waren vor zehn Jahren elektronische Erzeugnisse noch mit weniger als zehn Prozent am Umsatz beteiligt, so liegt der Anteil zukunftsorientierter Produkte heute bei über 75 Prozent.

Zuletzt erreichte das Unternehmen mit der seit 1977 voll integrierten Royal-Vertriebsorganisation in den USA 1978 einen Weltumsatz von über 1,1 Milliarden Mark, fünfmal so viel wie vor zehn Jahren. Die Triumph-Adler-Gruppe selbst konnte 1978 ihre Umsätze um über 20 Prozent auf 835 Millionen Mark steigern. Auch um die nähere Zukunft macht man sich bei den Nürnberger Unternehmen keine Sorgen. Im laufenden Jahr halte die positive Entwicklung aus 1978 an. Dies deckt sich auch mit Angaben aus dem Industriezweig Büro- und Informationstechnik, wo man 1979 Zuwachsraten im "zweistelligen" Prozentbereich sieht.