Elektronik erobert die Kunst - und umgekehrt:

Linzer Klangwolke und andere Happenings

22.08.1980

LINZ (to) - In zwei Teile gegliedert ist die diesjährige zweite ARS Electronica, die im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes in Linz über die Bühne gehen soll. Im ersten Abschnitt, vom 8. bis 13. September, soll die Elektronik in künstlerischen und kulturellen Manifestationen erfahren werden. Vom 25. bis 29. wird die dritte Schachcomputer-Weltmeisterschaft ausgetragen; eine Ausstellung für Schachcomputer und Publikumsspiele bilden dafür den Rahmen.

Im vergangenen Jahr wurde die ARS Electronica von ihren Trägern, der Linzer Veranstaltungsgesellschaft und dem Österreichischen Rundfunk, Landesstudio Oberösterreich, ins Leben gerufen, um die Elektronik als neues Medium für künstlerisches Schaffen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken. Höhepunkt des Festivals bildete das musikalische Großexperiment "Linzer Klangwolke". Als "Woodstock für E-Musik" bezeichnen die Veranstalter rückblickend das sinfonische Open-air mit Bruckners 8., das mit Hilfe von elektronischer Musik und einer Background-Bandaufnahme geboten wurde.

Auch in diesem Jahr soll die" Linzer Klangwolke", diesmal mit Bruckners 4. und einer Life-Produktion des Linzer Brucknerorchesters, aufgeführt werden. Um das akustische Erlebnis visuell zu ergänzen, demonstriert Otto Piene vom Massachusetts Institute of Technology", Center for Advanced Visual Studies, seine "Bruckner Sky Symphony" - bis zu 80 Meter hohe Luftplastiken - im Donaupark, wo gleichzeitig die Klangwolke gehört werden kann.

Die elektronische Umwandlung von Arbeitsgeräuschen und von Kameraaufzeichnungen arbeitender Maschinen der Voest-Alpine Stahlwerke in Klänge und visuelle Strukturen bilden die Grundlage für eine Stegreif-Rocksinfonie, mit der die Elektronik-Tage beginnen werden. Zur "Linzer Stahlsinfonie" wird das Happening durch die Mitwirkung von Solisten.

Als professioneller Teil wurde -der Kongreß "Informationssysteme für die 80er Jahre" in das Programm der ARS Electronica integriert. Dort wird der technische und gesellschaftliche Wandel der Informationsverarbeitung untersucht (CW Nr. 22 vom 30. Mai

1980).

Automatische Musikinstrumente aus Österreichischen Privatsammlungen "Musica ex Machina", der "Große Preis der ARS Electronica" für die originellste und zukunftsweisendste Neuentwicklung im Bereich der elektronischen Klangentwicklung, die Elektronik-Rockkomposition "Four Years before 1984", verschiedene Publikumsveranstaltungen, Symposien für Literatur und Musik mit Hilfe elektronischer Mittel sowie weitere Konzerte runden das Programm ab.