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Linuxworld: Linus Torvalds sagt seine Meinung

03.02.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Obwohl er eigentlich viel lieber programmieren als Reden schwingen würde, stellte sich der immer wieder als Linux-Erfinder bezeichnete Linus Torvalds gestern aufs Podium der Linuxworld Expo in New York und nahm Stellung zu den Fragen, die am häufigsten an ihn gerichtet werden. Dabei stellte er zwei Probleme in den Vordergrund: die drohende Fragmentierung sowie die Kommerzialisierung des populären Open-Source-Unix.

Das Thema Aufspaltung ging der hauptberuflich bei der Prozessor-Startup Transmeta angestellte Finne sehr differenziert an. Natürlich möchte er den klassischen Unix-Fehler, nämlich dass jeder kommerzielle Anbieter ein eigenes Derivat entwickelte, mit Linux nicht wiederholen. Fragmentierung sei aber nicht grundsätzlich zu verdammen, so Torvalds. Es sei zum Beispiel durchaus wünschenswert, dass Linux in einem Kühlschrank ebenso laufe wie auf einem Supercomputer. "Beide Geräte kann man mit Linux betreiben. Aber natürlich wollen Sie nicht, dass Ihnen der Supercomputer-Hersteller auch den Kühlschrank verkauft."

Der Knackpunkt sei, so Torvalds (der sich nach eigenem Bekunden ein wenig in die Rolle eines "Poster Boy" für Linux gezwungen fühlt), dass man die technische Fragmentierung vermeide. Man dürfe nicht nur die Kühlschrank-Version verbessern und die übrigen Varianten unverändert lassen. "Das technologische Zeug muss einheitlich bleiben". Schließlich gelte es, die gleichen Module und Objekte in allen Linux-Varianten zu verwenden. Mit einem solchen modularen Ansatz ließen sich Fragmentierung und Herstellerzwistigkeiten, unter denen in letzter Zeit etwa Java gelitten habe, hoffentlich vermeiden.

Zum Thema Linux und Kommerz äußerte sich Torvalds ebenfalls recht verhalten. "Auch viele kommerzielle Anbieter haben durchaus innere Werte", räumte die Linux-Ikone ein. "Das Wichtigste bei Linux ist nicht, dass es antikommerziell ist. In Wahrheit geht es darum, dass unser Betriebssystem benutzerfreundlich ist und dass die Anwender die Kontrolle darüber haben." Die Linux-Bewegung habe schließlich durchaus vom Engagement kommerzieller Anbieter wie Red Hat oder IBM profitiert. "Technik ist immer nur so gut, wie man sie bedienen kann. Das sollte die Technik-Fraktion der Linux-Gemeinde ruhig einmal zur Kenntnis nehmen."