Linuxtag: Staatssekretärin Ute Vogt fordert Softwarevielfalt

23.06.2005
Anlässlich der Eröffnung des elften Linuxtags in Karlsruhe forderte Ute Vogt, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium des Inneren (BMI), verstärkte Anstrengungen für mehr Softwarevielfalt und Widerstand gegen Softwarepatente. Ihren Appell wolle sie jedoch nicht als Angriff auf einen bestimmten Softwareanbieter verstanden wissen, betonte die SPD-Politikerin. Es sei jedoch problematisch, von einem Anbieter abhängig zu sein. Deswegen sei es wichtig, den Wettbewerb zu fördern.
Ute Vogt:  "Software-Monokultur ist wie die Kartoffelkatastrophe".
Ute Vogt:  "Software-Monokultur ist wie die Kartoffelkatastrophe".

Vogt verglich die Situation mit der Kartoffelkatastrophe in Irland Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals hätten sich die irischen Bauern zu sehr auf die Kartoffel als wichtigstes Agrarprodukt verlassen. Diese Monokultur sei durch die Ausbreitung eines Schimmelpilzes in den Jahren zwischen 1845 und 1847 größtenteils vernichtet worden, berichtete die studierte Juristin. Die Folge: rund eine Million Menschen verhungerten und weitere 1,5 Millionen Menschen sahen sich gezwungen auszuwandern. "Man darf sich nicht nur auf ein Standbein stellen", zieht Vogt die Lehre aus dieser Katastrophe.

Als Förderer der Softwarevielfalt hob die 40-jährige Politikerin die Bundesverwaltung hervor. Hier würden derzeit rund 100 Projekte in Sachen Open-Source vorangetrieben. Als beispielhaft nannte sie das Auswärtige Amt, das vor kurzem seine Server-Umstellung auf Linux abgeschlossen habe. Es gebe jedoch noch viel zu tun. So bezeichnete Vogt vor allem die stärkere Verbreitung von Open-Source-Produkten auf dem Desktop als große Herausforderung. In diesem Zusammenhang gelte es allerdings noch einige Probleme zu lösen. Es hake in erster Linie noch an einem reibungslosen Dokumentenaustausch zwischen Microsoft-Produkten und Open-Source-Lösungen, berichtet Vogt aus eigener Erfahrung. Hoffnungen setzt sie in die Entwicklung des Oasis-Dokumentenformats "Open Document".

Als Nagelprobe für die künftige Softwarevielfalt sieht Vogt die Entscheidung des Europaparlaments in Sachen Patentierbarkeit computerimplementierter Erfindungen am 6. Juli. Nachdem sich die Mehrheiten in dem Gremium verschoben hätten, sei kaum mit einer Ablehnung der Richtlinie zu rechnen, prognostiziert die Politikerin. Es lohne sich trotzdem, für Änderungen der Richtlinie zu kämpfen. In diesem Zusammenhang sei auch die Community gefordert. "Setzen Sie sich ein, wenn Sie mit der aktuellen Situation unzufrieden sind", appellierte Vogt an die Open-Source-Gemeinde, ihre Lobbyarbeit zu forcieren. Nur so ließe sich erreichen, dass der Entwurf weiter in der Diskussion bleibe und eventuell doch noch Verbesserungen realisiert werden könnten.