Praxis-Test

Linux-Notebook mit Macbook-Optik - geht das?

17.07.2016
Von 
Hans-Christian Dirscherl ist Redakteur der PC-Welt.

Preisvergleich Testgerät mit Macbook Air

Wir wollen fair sein: Unser Testexemplar des Infinitbooks kostet nicht 899 Euro, sondern 1107,40 Euro. Dafür stecken in dem edlen Aluminium-Body ein Intel Core i7, 8 GB RAM, eine 250-GB-SSD, eine 1-TB-Festplatte, WLAN-AC, Bluetooth und USB 3.1 Typ-C. Außerdem ist eine Webcam verbaut und der Bildschirm löst mit 1920x1080 Pixel auf. Der Linux-Herausforderer wiegt 1,4 Kilogramm und ist bis zu 1,8 cm dick.

InfinityBook gegen MacBook Air 13 Zoll
InfinityBook gegen MacBook Air 13 Zoll

Ein vergleichbares Macbook Air mit i7-Prozessor, 8 GB RAM und 512 GB SSD (eine HDD bietet Apple nicht an) kostet bei Apple 1829 Euro. Das MacBook Air ist zwischen 0,3 und 1,7 cm dick und wiegt 1,35 kg.

InfinityBook gegen MacBook Air 13 Zoll
InfinityBook gegen MacBook Air 13 Zoll

Ein Macbook mit Intel Core m7-Prozessor, 8 GB RAM und 512 GB SSD schlägt im Apple Store sogar mit 1979 Euro zu Buche. Es hat zwar nur einen 12-Zoll-Bildschirm, allerdings mit Retina-Auflösung: 2304 x 1440 Pixel. Sein Gewicht: 920 Gramm. Die Höhe liegt zwischen 0,35 und 1,31 cm. Allerdings bietet ein m7-Prozessor weniger Leistung als eine i7-CPU, wie sie im Macbook Air oder im Infinitybook verbaut ist. Dafür verbraucht im Gegenzug der m7-Prozessor aber auch weniger Energie und erzeugt weniger Abwärme.

Das Ergebnis des Vergleichs der nackten Fakten kann man also folgendermaßen zusammenfassen: Das Linux-Notebook des bayerischen Herstellers Tuxedo bietet Leistung pur und hat deutlich mehr Speicherplatz, kostet deutlich weniger, wiegt aber etwas mehr, ist geringfügig dicker und erreicht nicht die Auflösung des Retina-Displays.

InfinityBook gegen MacBook Air 13 Zoll
InfinityBook gegen MacBook Air 13 Zoll

ElementaryOS

Das Look&Feel eines Macbooks bestimmt aber nicht nur das edle Gehäuse und die Leichtigkeit, sondern vor allem auch das optisch ansprechende und leichtbedienbare Betriebssystem. Tuxedo will auch hier mithalten und hat deshalb mit ElementaryOS eine auf dem bekannten Ubuntu basierende Linux-Distribution vorinstalliert, die sich in einigen Bedienelementen wie Icons, Fenster und dem Dock am unteren Bildschirmrand an MacOS orientiert. Die Notebook-Tastatur bietet einen guten Anschlag, das Mousepad verfügt leider nicht über Tasten, sondern muss als Ganzes gedrückt werden.

Das Dock dient als Schnellstarter für häufig genutzte Anwendungen sowie als Taskleiste. Sie können jedes beliebige Programm aus dem Panel "Anwendung" am linken oberen Bildschirmrand mit gedrücktem Touchpad in das Dock ziehen. Eine gestartete Anwendungen erscheint ebenfalls im Dock. Desktop-Icons gibt es keine. Screenshots, die Sie mit der Drucktaste erstellen, landen direkt im Bilderverzeichnis. Webcamaufnahmen landen in einem eigenen Unterordner. Anwendungen kann man über die Softwarezentrale von Ubuntu nachinstallieren - ElementaryOS basiert also nicht auf der neuesten Ubuntuversion, die ohne Softwarezentrale kommt. ALT und Tabulatortaste schalten zwischen den geöffneten Anwendungen um

Doch wir wollen uns nicht lange mit ElementaryOS aufhalten. Uns geht es um die Praxis-Tauglichkeit des InfinityBooks. Deshalb werden wir in den nächsten Wochen ausprobieren, welche Alltags-Aufgaben, die die meisten Anwender mit einem Windows-Notebook oder einige auch mit einem Macbook erledigen, sich auch mit dem InfinityBook stemmen lassen. Aus gegebenem Anlass starten wir mit dem Thema "Fernseh schauen auf dem Linux-Notebook".

Zattoo
Zattoo

Fußball-EM gucken: TV auf dem Linux-Notebook

Zattoo ist die perfekte Adresse, um die Fußball-EM in Frankreich auf dem Notebook zu verfolgen. Sofern Sie auf die Sender der Pro7Sat1. Media-Gruppe und auf RTL verzichten können, reicht ein Gratis-Benutzerkonto völlig. Um konkret die Fußball-EM in Frankreich auf dem Notebook gratis gucken zu können, reicht Zattoo fast aus. Nur sechs Vorrundenspiele überträgt Sat.1, alle anderen Spiele laufen auf ARD und ZDF. Darunter alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft. Falls Ihnen das nicht reicht, müssen Sie das kostenpflichtige Zattoo-Angebot buchen oder zu Magine oder tv.de gehen.

Wir machten den Test mit dem kostenlosen Zattoo. Zattoo funktioniert einwandfrei auf dem InfinityBook. Sowohl im Firefox als auch in Chrome. Damit ist die EM-Übertragung über die Öffentlich-Rechtlichen Sender schon mal gesichert.

Das TV-Bild von Zattoo auf unserem Fernsehgerät.
Das TV-Bild von Zattoo auf unserem Fernsehgerät.

Zattoo via Google Chromecast auf dem PC ausgeben

Vielleicht wollen Sie Zattoo aber auch auf einem klassischen Fernsehgerät anschauen und dafür das Bild vom InfinityBook ausgeben? Das macht zum Beispiel Sinn, wenn ihr klassischer TV-Empfang ausgerechnet während eines spannenden Fußball-Spiels gestört ist. Dann können Sie einfach das TV-Bild von Zattoo vom Infinitybook via Chromecast auf dem Fernsehgerät ausgeben.

Das Chromecast-Plugin in Chrome
Das Chromecast-Plugin in Chrome

Auch das klappte im Test problemlos, aber nur mit der neuen Chrome-Version 51.0.2704.79 (64-bit). Diese ist aber standardmäßig nicht installiert, sondern das Infinitybook bringt Version 50.0.2661.102 Built on Ubuntu 14.04, running on elementary OS 0.3.2 (64-bit) mit. Darin funktioniert zwar Google Cast, nicht jedoch die Webseite von Zattoo, weil diese eine neuer Verson von Flash voraussetzt. Flash ist aber ein in Chrome integriertes Plugin und nicht das von Adobe. Also müssen wir uns den Chrome 51 via Softwarezentrale installieren. Das erfolgt über ein deb-Paket, das wir problemlos installieren per Mausdoppelklick. Es ist also kein Terminalgefummel nötig . Danach müssen wir Google Cast auch noch in der neuen Chromeversion installieren. Und schon spielt Zattoo auch auf unserem Fernseher.

Der Browser von unserem Infinitybook auf unserem TV-Gerät.
Der Browser von unserem Infinitybook auf unserem TV-Gerät.