Linux in Wien kämft mit Kompatibilitätsproblemen

06.06.2008
Von pte pte
Die Stadt Wien wird 720 Rechner, die derzeit mit der eigens entwickelten Linux-Variante "Wienux" betrieben werden, zurück auf das Microsoft-Betriebssystem Windows Vista migrieren.

Von den seit 2005 auf Open-Source-Software umgestellten 1000 Computern bleiben demnach nur mehr 280 PCs auf Linux-Basis über. Das Projekt an sich sieht man im Wiener Rathaus indes nicht als gescheitert an. Wienux werde weiterentwickelt, heißt es aus der zuständigen Magistratsabteilung 14 (MA 14).Die Entscheidung, die Kindergartenrechner wieder auf Microsoft umzurüsten, ist aufgrund von Problemen der benötigten Software mit dem Linux-System gefallen, erläutert Erwin Gillich, Leiter der MA 14 gegenüber "pressetext". "Notwendig wurde diese Maßnahme, da auf den Geräten unter hohem Zeitdruck eine 'Sprachförderlösung' eingesetzt werden musste, die - zumindest derzeit - nur unter Windows lauffähig ist. Unterstützt wurde diese Entscheidung durch beträchtliche Probleme beim Einsatz von pädagogischer Software unter Wienux", berichtet Gillich. Dabei handelt es sich um Windows-Software-Produkte, die oft unter dem Windows-Emulator Wine gar nicht oder nur instabil betrieben werden konnten, begründet Gillich die Entscheidung zur Investition von 125.000 Euro in Windows-Systeme.

Marie Ringler von den Wiener Grünen sieht in der Remigration einen schweren Rückschlag für Open-Source-Software in Wien. Als Grund für den Rückschritt zum Microsoft-System ortet sie "mangelnden Gestaltungswillen" seitens der mit absoluter Mehrheit regierenden SPÖ. Ringler warnte bei der Sitzung vor dem "möglichen Todesstoß" für die Open-Source- Strategie der Stadt Wien. Bei all dem handle es sich nicht nur um eine Software-Frage, sondern um eine relevante wirtschaftspolitische Agenda. "Viele heimische IKT-Unternehmen arbeiten im Umfeld von Open-Source-Software und diese könnten mit dem Linux-Projekt gefördert werden", so Ringler gegenüber pressetext. Die Linux-Strategie der Stadt sei inkonsequent und vernachlässige die Förderung heimischer Firmen, die Open-Source-Software anbieten. Von den über 8.000 IKT-Unternehmen in der Region stellen über 1.000 selber Open Source-Software her, so die Technologiesprecherin der Wiener Grünen.