Patentklage

Linux-Guru Raymond schießt gegen SCO

28.03.2003
MÜNCHEN (CW) - Eric Raymond, einer der prominentesten Vertreter der Open-Source-Szene, macht aus seiner Verärgerung keinen Hehl. Die Patentklage von SCO gegen IBM bezeichnet er als Beleidigung der Community. Dennoch werde die Verbreitung von Open-Source-Software unabhängig von konjunkturellen Entwicklungen voranschreiten.

Raymond äußerte sich anlässlich einer vom Investment-Haus Merrill Lynch organisierten Gesprächsrunde. Weder der Technologie-Boom noch der große Einbruch der Hightech-Branche habe die wachsende Verbreitung von Open-Source-Software bremsen können, so der Aktivist. Er erwarte, dass sich diese Entwicklung fortsetze. Die Hindernisse für den Erfolg von Linux seien institutioneller, nicht technischer Art.

Auf Desktop-Rechnern habe Linux mittlerweile die gleiche Marktdurchdringung erreicht wie Apple, nämlich zwischen vier und fünf Prozent. Mit dem Vordringen des quelloffenen Büropakets Open Office werde sich das Wachstum weiter verstärken. Microsofts kostenträchtiges Lizenzmodell License 6 treibe zusätzlich Kunden in das Linux-Lager.

Angesprochen auf die Patentklage von SCO gegen IBM (siehe Seite 20) wurde Raymond sichtlich ungehalten. "Sie haben die Open-Source-Gemeinde beleidigt", echauffierte er sich. Angesichts der Vielzahl irreführender Erklärungen seitens SCOs sollte IBM eine Gegenklage anstrengen. SCO, vormals Caldera, behauptet in der Klageschrift, IBM verwende "Unix-Code, -Methoden, -Konzepte und -Know-how", um Linux so zu perfektionieren, dass es sich für Business-critical-Anwendungen eigne. Laut Raymond schadet SCO der gesamten Unix- und Linux-Gemeinde und am Ende auch sich selbst. (wh)