Big Blue bewirbt kleine Mainframes als Konsolidierungsplattform

Linux-Großrechner soll IBM Neukunden bescheren

01.02.2002
MÜNCHEN (wh) - Mit einer Linux-basierenden Großrechnerserie versucht IBM, neue Kunden für seine "z-Series"-Plattform zu gewinnen. IT-Verantwortliche könnten Hunderte von Unix- oder NT-Servern auf den Mini-Mainframes konsolidieren und so Betriebskosten sparen, verspricht der Hersteller.

"Mit den kleinen z-Series-Servern schlägt IBM eine neue Richtung ein", sagt Jürgen Ley, Produkt-Manager Zentraleuropa. Erstmals in der Unternehmensgeschichte bringe der Konzern ein Großrechnersystem auf den Markt, das ausschließlich für den Betrieb mit Linux ausgelegt sei.

Um die IT-Kosten in den Griff zu bekommen, suchen Unternehmen nach Wegen, ihre heterogenen Systeme zu konsolidieren, argumentiert Ley. Nach seiner Erfahrung setzen Großkunden typischerweise fünf verschiedene Unix-Derivate ein. "Die Server selbst sind relativ preisgünstig, der Betrieb ist aber umso teurer." Mit Linux als standardisiertem Open-Source-Betriebssystem ließen sich die Kosten senken. Bis zu 100 Unix-Server könnten IT-Verantwortliche auf einem der neuen Linux-Mainframes konsolidieren.

Noch in diesem Quartal bringt IBM vier Komplettpakete auf den Markt, jeweils bestehend aus einem z-Series-Rechner (Codename "Raptor"), dem vorinstallierten Meta-Betriebssystem "z/VM" sowie zugehörigen Wartungsleistungen. Die Maschinen sind mit einer bis maximal vier CPUs ausgestattet, der Preis pro Mips (Million Instructions per Second) soll 30 Prozent unter den bislang üblichen Werten im Mainframe-Sektor liegen. Für die Einstiegskonfiguration veranschlagt Big Blue zwischen 300000 und 400000 Dollar. Hinzu kommen Kosten für Anschaffung und Wartung der Linux-Distribution. Zur Auswahl stehen 31-Bit- oder 64-Bit-Versionen von Suse, Red Hat oder Turbolinux.

Neben klassischen S/390- und z-Series-Nutzern hat der US-Konzern vor allem Neukunden im Visier. "Wir wollen raus aus dem OS/390-Markt", erklärt Ley. Pro Quartal erhoffe sich IBM weltweit 25 Neukunden. Gartner-Analyst Andy Butler beurteilt diese Zielvorgabe kritisch: "Es wird extrem schwierig für IBM, Kunden zu überzeugen, die keinen Mainframe einsetzen." In den vergangenen Jahren habe der Anbieter immer wieder versucht, Lowend-Mainframes gegen die wachsende Konkurrenz großer Unix-Server zu positionieren. Das Vorgängermodell "Multiprise" etwa, technisch ein "exzellentes Produkt", konnte sich nie am Markt durchsetzen.

Neben den "kleinen" z-Series-Modellen offeriert Big Blue künftig auch einen für Linux konzipierten "i-Series"-Server (vormals AS/400). Auch er soll als Konsolidierungsplattform für verteilte Rechner dienen.

Wenn es um die Anschaffung von Linux-Servern geht, gelte es, "psychologische Hürden" zu überwinden, räumt Ley ein. Aber: "Der Kunde merkt nicht, dass er auf einem Mainframe arbeitet." Das vorinstallierte System z/VM sei speziell für Linux-Anwender ausgelegt. Damit ließen sich die Maschinen ohne Kenntnisse der S/390- oder z-Series-Architektur einrichten und verwalten. z/VM erlaubt die Konfiguration logischer Partitionen (LPARs), die über die hauseigene Hypersocket-Technik kommunizieren.

Einsatzmöglichkeiten für die abgespeckten Großrechner sieht IBM zunächst in klassischen Linux-Domänen, also File-, Print- und Web-Services. Darüber hinaus versuche man, "neue Workloads" auf die Rechenboliden zu hieven, bis hin zum SAP-System.