Novell pocht auf eigene Urheberrechte

Linux-Gemeinde stellt sich gegen SCO

09.01.2004
MÜNCHEN (CW) - Während SCO weiter droht, die Linux-Gemeinde mit einer Klagewelle zu überziehen, formiert sich der Widerstand. So bestreiten die Verantwortlichen von Novell, dass SCO 1995 alle Rechte am umstrittenen "Unix System V" erworben habe. Open-Source-Begründer Linus Torvalds beteuert derweil, den Code, den SCO als Beleg für die eigenen Ansprüche vorgelegt hat, selbst geschrieben zu haben.

SCO beharrt weiter darauf, Linux-Nutzer würden Urheberrechte des Unternehmens verletzen. Der in Lindon, Utah, ansässige IT-Anbieter beruft sich dabei auf seine Rechte am 1995 von Novell übernommenen Unix System V. Aus diesem sei unrechtmäßigerweise Code in die Linux-Entwicklung übernommen worden. In einem Brief an Hunderte von Linux-Anwendern führen die SCO-Verantwortlichen über 60 Dateien an, die aus dem Open-Source-Betriebssystem zu entfernen seien. Sollte dies nicht geschehen, müssten die Nutzer das System bei SCO in Lizenz nehmen. Andernfalls werde das Unternehmen alle zur Verfügung stehenden Rechtsmittel einsetzen, um seine Ansprüche wahrzunehmen.

Währenddessen bestreiten die Novell-Verantwortlichen die Rechte SCOs am Unix System V. Demnach habe man die Unix-Rechte mit der Übernahme der entsprechenden Sparte von AT&T Corp. im Jahr 1993 erworben. Der Verkauf des Betriebssystems zwei Jahre später an das Unternehmen Santa Cruz Operation, das 2000 von Caldera übernommen wurde, habe daran nichts geändert. Novell habe nicht die Urheberrechte an dem System abgetreten, argumentiert Anwalt Joseph LaSala.

SCO droht mit Klage gegen Novell

Damit vollziehen die Novell-Verantwortlichen eine weitere Kehrtwende im Streit mit SCO. Bereits Mitte 2003 hatten die Verantwortlichen des Spezialisten für Netz-Betriebssysteme auf die eigenen Rechte gepocht, dann aber einen Rückzieher gemacht, als SCO Papiere vorlegen konnte, die Ansprüche am Unix-System belegten. Man werde keine Rechte mehr an Linux geltend machen, hieß es damals kleinlaut in einer offiziellen Mitteilung von Novell.

Die SCO-Verantwortlichen weisen die neuerlichen Ansprüche Novells zurück. Die Interpretation lasse entscheidende Passagen unberücksichtigt und ignoriere das Vertragswerk als Ganzes, argumentieren die SCO-Anwälte. Außerdem werde man gegen Novell klagen, weil das Unternehmen mit der Übernahme von Suse eine Vereinbarung breche, wonach Novell nicht gegen SCO in Wettbewerb treten dürfe.

Neben Novell bestreitet auch Open-Source-Begründer Linus Torvalds die Ansprüche SCOs. Nach einer ersten Prüfung der angeführten 60 Dateien könne er mit Sicherheit sagen, dass zumindest Teile des Codes direkt von ihm selbst stammten. "Ich habe mir die Originaldateien angesehen und war zugegebenermaßen etwas beschämt", erklärte Torvalds. Der Code weise teilweise eine miserable Qualität auf. Er habe sich nur deshalb dazu bekannt, weil ein anderer ebenfalls Rechte daran geltend mache. (ba)