Baustein der digitalen Gesellschaft

Linux feiert 20. Geburtstag

25.08.2011

Programmieren für Kommunisten

"Wir haben dann im Internet gefragt: 'Gibt es hier ein paar Linux-Hacker, die uns helfen können?'", erinnert sich Strassemeyer. Dabei habe es im IBM-Management zunächst erhebliche Widerstände gegen das freie System gegeben - sogar die Warnung: "Nehmt die Hände weg von Linux, das ist Programmieren für Kommunisten." Microsoft-Chef Steve Ballmer bezeichnete Linux im Jahre 2001 als ein "Krebsgeschwür, das in Bezug auf geistiges Eigentum alles befällt, was es berührt". Zum Geburtstag aber überreicht Microsoft der Linux Foundation in einem Trickfilm einen Geburtstagskuchen.

Die Grundidee von freier Software schien lange Zeit mit dem kommerziell betriebenen Software-Geschäft kaum vereinbar: Der Quellcode (Source Code) von Software darf kein Betriebsgeheimnis sein, sondern wird allen Interessierten offen bereitgestellt. Dann können andere den Code verbessern und ergänzen, müssen ihn aber wieder für die Community bereitstellen.

"Wir haben diesen offenen Aspekt gebraucht, um auch proprietäre Systeme attraktiver zu machen", sagt Strassemeyer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. "Und gemeinsam kann man mehr erreichen, als wenn man nur das Gemüse auf dem eigenen Mist anpflanzt."

Dieses Motto verfolgt auch IT-Architektin Jutta Kreyss, die bei IBM das 2005 gestartete Linux-Projekt der Stadt München unterstützt: Von den 15.000 Arbeitsplätzen in der städtischen Verwaltung sollen 12.000 mit freier Software ausgestattet werden. Bislang sind es nach Angaben von Kreyss 6600 Rechner, bis 2013 soll das Projekt abgeschlossen sein. "Was ich persönlich bei Linux spannend finde", sagt Kreyss, "ist, dass das eine Story ist, die sich durchzieht von der Hardware über die Software bis zu den Services." Das Projekt "LiMux" fand weltweit aber nur wenig Nachahmer.

Die Fähigkeit, sich ohne großen Aufwand an unterschiedliche Prozessoren und Hardware-Plattformen anpassen zu lassen, hat Linux jetzt eine neue Erfolgsgeschichte beschert. Das auf der Grundlage von Linux entwickelte Google-System Android hat bei Smartphones nach den Zahlen der Marktforschungsfirma Gartner einen Anteil von 43,4 Prozent - verglichen mit 1,6 Prozent für Windows. Anders hingegen sieht es auf dem PC aus, wo Linux nicht über einen Anteil von zwei Prozent hinauskommt, während 94 Prozent der in diesem Jahr ausgelieferten PCs Windows 7 vorinstalliert haben. Das ebenfalls auf Unix (genauer FreeBSD) beruhende Mac-System kommt 2011 laut Gartner auf 4,5 Prozent.

Präsenter ist Linux auf dem Server: Wenn man im Browser eine Webseite aufruft, werden die Daten mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Server mit Linux und der Software Apache ausgeliefert. In noch einmal 20 Jahren, so schätzt Strassemeyer, werde sich Linux als Basis-Betriebssystem für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke etabliert haben. "Abgesehen von einigen wenigen historischen Verpflichtungen sehe ich dann keinen Grund mehr für irgendwelche anderen Betriebssysteme."