Codelieferanten einfacher zu identifizieren

Linux erhält Entwicklerzertifikat

18.06.2004
MÜNCHEN (CW) - Um festzuhalten, wer die Autoren von Programmteilen für den Linux-Kernel sind, müssen die Entwickler künftig ein "Developers Certificate of Origin" (DCO) abzeichnen.

Wer welche Codeteile zum Kernel beigetragen hat, lässt sich bisher nur an Hand des Archivs der Linux Kernel Mailing List nachvollziehen. Um die Behauptung von SCO widerlegen zu können, bestimmte Teile des Sourcecodes von Linux seien aus Unix kopiert, musste Linus Torvalds die Archive bis zum Jahr 1992 durchsuchen. "Das machte nicht viel Spaß", schrieb er in einer Nachricht an die Kernel Mailing List. Darin schlug er vor, "einen Prozess einzurichten, um explizit zu dokumentieren, woher ein Patch kommt (was wir tatsächlich in den Changelogs schon gut dokumentieren) und auf welchem Weg er kam".

Nach dem neuen Verfahren, das Torvalds offenbar zuvor mit anderen Kernel-Spezialisten abgesprochen hat, müssen Beiträger ein Developers Certificate of Origin (DCO) abzeichnen. Dieses hält fest, wer der Autor bestimmter Codezeilen ist. Darüber hinaus erklärt die betreffende Person, dass er das Recht habe, diesen Code als Open Source in das Kernel-Projekt einzubringen. Ferner garantiert sie, dass der Beitrag gegebenenfalls nur auf anderem Open-Source-Code aufbaut. Nur Code, der solcherart per DCO freigegeben ist, findet künftig in der Kernel-Gruppe Berücksichtigung.

Torvalds Brötchengeber, die Open Source Development Labs (OSDL), unterstützt die Reform. OSDL-Chef Stuart Cohen erklärte: "Diese Maßnahme wird Zweifel an der Herkunft des Linux-Codes ausräumen und dabei der Entwicklergemeinschaft keine ungebührliche Last sein." Cohen kündigte an, die OSDL würden die Ressourcen zur Implementierung neuer Prozesse auf Grundlage der DCO bereitstellen. So werden die OSDL künftig alle Codebeiträge auf die Abzeichnung der DCO überprüfen und erst dann weiterleiten. Der Text der DCO findet sich auf der Website www.osdl.org. (ls)