Trotz Verzögerungen beim Kernel 2.6

Linux-Entwicklung bald planvoller?

18.07.2003
MÜNCHEN (CW) - Die Hoffnungen der Anwender, dass sich die Entwicklung von Linux etwas absehbarer vollziehen möge, könnten in Erfüllung gehen - obwohl der nächste Kernel sich wieder verspätet.

Welche Produktverbesserungen in der Open-Source-Welt in die Gänge kommen, entscheidet das Interesse der Community. Nur eine Institution, das Open Source Development Lab (OSDL), arbeitet pragmatisch und quasi nach öffentlich vorliegenden Roadmaps gezielt an einzelnen Verbesserungen für Linux.

Der Wechsel von Linus Torvalds von Transmeta zum OSDL bedeutet in erster Linie, dass sich der "Linux-Vater" nun ausschließlich und hauptberuflich der Entwicklung des Betriebssystems widmen kann. Nun hat das OSDL auch noch Andrew Morton angestellt. Er fungiert als "Maintainer" für die kommende Kernel-Version 2.6 und ist damit einer der einflussreichsten Beteiligten der Linux-Entwicklung. Die Einbindung von Morton macht nicht nur das OSDL einflussreicher. Beobachter versprechen sich davon auch, dass dessen Planorientierung auf die Arbeit am Linux-Kernel abfärbt.

Doch die nächste Version des Kernels wird das wohl noch nicht betreffen. Sie wollte Torvalds eigentlich im Juni dieses Jahres freigeben. Jetzt schweigt er sich über einen neuen Termin aus. IBM-Mitarbeiter sprechen jedoch von einem Start zum Jahreswechsel 2003/04. Immerhin könnte noch in diesem Monat mit der "Pre-2.6"-Serie eine Art Betaphase starten.

Weiter Server-optimiert

In groben Zügen sind schon einige Verbesserungen am künftigen Linux-Kernel bekannt. So soll er auf den 64-Bit-Prozessoren Opteron von AMD und Power PC von IBM laufen. Er wird sich für Systeme mit mindestens 16 symmetrischen CPUs eignen und dank eines neuen Schedulers deutlich höheren Datendurchsatz bringen. Asynchrone I/O dürfte größere Backend-Anwendungen wie Datenbanken beschleunigen. Die File-Systeme sollen bessere Performance zeigen. Der Kernel 2.6 wird vollständig den Posix-Normen entsprechen. Das bezieht sich auch auf die neue Posix-Threads-Library. Breitbandnetze sollen sich besser einbinden lassen. USB 2.0 unterstützt der neue Kernel ebenfalls. (ls)