Einstieg in den Datenbankmarkt

Linux-Distributor Red Hat erzielt operativen Profit

29.06.2001
MÜNCHEN (CW) - Der amerikanische Linux-Distributor Red Hat hat seine Geschäftszahlen für das erste Quartal des laufenden Fiskaljahres veröffentlicht. Darin weist die Company erstmals seit Bestehen einen operativen Profit aus. Hiervon beflügelt, steigt das Unternehmen in das Datenbankgeschäft ein.

Trotz des operativen Profits von 600000 Dollar stehen unter dem Strich allerdings wie gehabt rote Zahlen: Der aktuelle Nettoquartalsverlust von Red Hat beträgt 27,5 Millionen Dollar oder 16 Cent pro Aktie nach 17,4 Millionen Dollar oder elf Cent je Anteilschein im entsprechenden Berichtszeitraum des Vorjahres. Den Umsatz konnte der Linux-Distributor von 21,7 Millionen Dollar im Vorjahresquartal auf 25,6 Millionen Dollar steigern. "In einem zunehmend schwierigen IT-Umfeld haben wir einen Profit erwirtschaftet und erstmals positiven Cashflow erzielt", bilanzierte President und CEO Matthew Szulik. Vor Jahresfrist hatte Red Hat noch einen operativen Verlust von 3,73 Millionen Dollar oder zwei Cent je Anteilschein gemeldet. Mit dem Einstieg in ein neues Geschäftsfeld will das Unternehmen nun dafür sorgen, dass dieser positive Trend anhält. Red Hat bietet ab sofort eine Datenbank an, die für mittlere Unternehmen und die Abteilungsebene konzipiert ist. "Red Hat Database" basiert auf dem relationalen Datenbank-Management-System "PostgreSQL 7.1.2" und verkraftet rund 100 simultane Zugriffe bei einem Datenvolumen von maximal 100 GB. Die Applikation kostet ab 199 Dollar monatlich oder, für eine unbegrenzte Anwenderzahl, einmalig 2295 Dollar.

Um an die lukrativen Margen zu kommen, muss sich Red Hat jedoch mit einer Vielzahl von Wettbewerbern messen. Dabei reiht sich die Datenbank zwischen diversen Open-Source-Angeboten, beispielsweise von Nusphere oder Great Bridge, und den Highend-Varianten von Oracle und IBM ein. Zudem tummelt sich im Zielmarkt bereits der "SQL Server" von Microsoft, mit dem der Gates-Konzern eigenen Angaben zufolge jährliche Umsätze von rund einer Milliarde Dollar erzielt. Das Kernziel von Red Hat dürfte allerdings weniger der reine Volumenverkauf der Datenbanken sein, sondern vielmehr die Steigerung des eigenen Servicegeschäfts.

"Firmen migrieren ihre Plattformen zunehmend auf unser Linux und wählen immer häufiger quelloffene Software für unternehmenskritische Anwendungen", gibt sich Vorstandschef Szulik optimistisch. Für den Rest des Jahres will er aufgrund der unsicheren Marktsituation jedoch keine Prognose zur Entwicklung wagen. An Bargeldreserven verfügt die Linux-Company, die derzeit rund 600 Mitarbeiter beschäftigt, über etwa 72 Millionen Dollar. Als prominente Neukunden konnte man eigenen Angaben zufolge Cisco und Nortel gewinnen. Beide Netzausrüster wollen Linux als Entwicklungsplattform einsetzen.