Open Source Software auf der CeBIT

Linux-Desktops: Gut genug für Unternehmen?

19.02.2008
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.

Windows-Anwendungen dominieren

Dass der Linux-Desktop auf einer vornehmlich für professionelle Anwender gedachten Messe nur eine Randerscheinung ist, liegt an seiner Eignung für den Unternehmenseinsatz. Hier dominieren die Betriebssysteme von Microsoft die Infrastruktur: "70 Prozent der Anwendungen in Unternehmen sind Windows-Applikationen", so Michael Silver, Research Vice President beim Marktforschungsunternehmen Gartner. Aus seiner Sicht ist dies einer der zentralen Gründe, warum sich Linux auf dem Enterprise-Desktop nur sehr langsam etablieren kann. Die Entwicklung werde sich in den kommenden Monaten auch nicht beschleunigen; ein Linux-Marktanteil von fünf Prozent sei derzeit nicht zu erwarten.

Die Unternehmen, die sich für Linux-Clients interessieren, haben dafür laut Silver vor allem zwei Gründe: Sie wollen zum einen die Kosten für Client-Betriebssysteme senken und zum anderen unabhängiger von Microsoft werden. In einigen Fällen spielten auch Sicherheitsaspekte eine Rolle, da Linux - zumindest auf Grund der heutigen Verbreitung - weniger Angriffsfläche biete als Windows. "Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass Linux nicht gratis ist", betont der Gartner-Mann. "Will man eine Version von Novell oder Red Hat, die jahrelang unterstützt und gepflegt wird, muss man dafür auch eine jährliche Gebühr entrichten." Die kostenlos verfügbaren Community-Distributionen sind nach seiner Erfahrung für die meisten Unternehmen trotz der Kostenvorteile nicht interessant, da das Unternehmen hierbei den Support selbst leisten müsse: "Das Kerngeschäft ist in der Regel nicht die Wartung von Betriebssystemen. Unternehmen benötigen einen professionellen Support, Sicherheits-Updates über mindestens fünf bis sieben Jahre und nicht jedes Jahr eine neue Version des Betriebssystems."

Obwohl vielen Unternehmen mit Auslaufen des Supports für Windows 2000 und Windows XP über kurz oder lang ein Upgrade des Betriebssystems ins Haus steht, sieht Silver hierin kaum eine Chance für Linux. Große Migrationsprojekte seien zwar immer eine gute Gelegenheit, um alle Möglichkeiten zu evaluieren. Auch sei der Umstieg auf Windows Vista nicht ganz einfach. Habe man im Unternehmen allerdings Windows-Anwendungen, sei es wesentlich wahrscheinlicher, dass der Hersteller diese an Vista anpasse denn an Linux.