Linux auf dem Desktop weckt Interesse

22.05.2003
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Die Menge der Anwender, die gegenwärtig das freie Betriebssystem auf ihren Desktops nutzen, lässt sich kaum beziffern. Wie groß sie ist, lässt sich kaum ausmachen, weil die Verbreitung des frei kopierbaren Linux sich nicht in zählbaren Lizenzen niederschlägt. Die Meta Group schätzt den Marktanteil von Linux auf Unternehmens-Desktops auf „weniger als fünf Prozent“, so Analyst Huber-Graul. Techconsult geht von drei Prozent aus, und Berater Velten glaubt, dass sich dieser Verbreitungsgrad in jüngster Zeit nicht wesentlich vergrößert habe. „Die Anwender sprechen nicht mehr sofort auf Hype-Themen an. Aber sie wissen, dass sie sich auf das Thema vorbereiten müssen.“

Eine Welle von Machbarkeitsstudien

Die Vorbereitung hat nach Ansicht der befragten Marktbeobachter eine Form: „Es läuft eine große Welle von Machbarkeitsstudien“, erklärt Steffen Binder, Research Director von Soreon im schweizerischen Kreuzlingen, der selbst gerade eine Studie über Linux-Desktops abgeschlossen hat. „Etliche Projekte sind entscheidungsreif.“ Genau so sieht es David Burger, Vice President Enterprise Sales and Services bei Suse: „Viele Anwender haben Machbarkeitsstudien über Linux auf Desktops erstellt.“ Aber wie viele davon auch nur in Pilotprojekte gemündet sind, vermag er nicht zu schätzen. Unsicherheit besteht in diesem Punkt auch deshalb, weil manche Anwender ihre Machbarkeitsstudien dazu angestrengt haben könnten, um sich bessere Positionen für Verhandlungen mit Microsoft zu verschaffen.

Über die eigene IT wieder selbst bestimmen

Trotzdem stimmt die Reaktion auf das Paket „Suse Linux Office Desktop“ Burger zuversichtlich. Dies ist eine seit der Verfügbarkeit im Februar dieses Jahres gerade 6300-mal verkaufte Office-Komplettlösung für Klein- und Heimbüros sowie Firmen mit bis zu 20 PCs. Aber seit der Präsentation des Produkts auf der letzten Linux-World zeigten sich vor allem Großanwender interessiert. Das Ergebnis ist ein für diese Anwendergruppe konzipierter „Suse Linux Enterprise Desktop“, der im Sommer auf den Markt kommen wird. Burger: „Ich bin überrascht, wie viel Interesse es an Linux-Desktops gibt. Wenn wir mit Kunden eigentlich über Server reden, kommen eingehendere Fragen über Desktops, als ich erwartet hätte.“