Linden Lab stellt Second-Life-Clients Open Source

09.01.2007
Linden Lab, die Betreiberfirma der zunehmend populären 3D-Weltsimulation "Second Life", hat seine Client-Software unter eine Open-Source-Lizenz gestellt. Die Server sollen folgen.

Chief Technology Officer (CTO) Cory Ondrejka erhofft sich von der Öffnung anfänglich Bugfixes und eine bessere Linux-Version. Längerfristig erwartet er tiefgreifendere Verändungen. "Es ist klar, dass wenn man etwas so Offenes baut wie Second Life, dass dann auch das Produkt selbst offen sein sollte", erklärte der Technikchef. Mitglieder von Second Life hätten bereits Millionen Zeilen von Skriptcode verfasst, um Objekte in Second Life zu kontrollieren. "Es wäre ein wenig dumm, wenn man dieses Talent und diese Energie nicht auch auf den Client anwenden würde:"

Was die Quellöffnung seines Server-Grids angeht, werde Linden Lab allerdings vorsichtig vorgehen. Ondrejka wollte deswegen auch noch keine Termine dafür nennen. "Langfristig ist Second Life als Open-Source-Projekt sinnvoll", glaubt der CTO. "Es gibt jede Menge Einnahmemöglichkeiten, auch wenn wir alles unter Open-Source-Lizenz veröffentlichen. Aber das werde wir vorsichtig angehen." "Server-basierende virtuelle Welten, die von Abonnement-Gebühren leben, passen nicht wirklich gut zu einem Open-Source-Geschäftsmodell", gibt allerdings Raven Zachary zu bedenken, Analyst bei der 451 Group. "Der Wert für den Anbieter liegt darin, den Zugriff auf die Welten auf einer bestimmten Ebene zu beschränken."

Bei der Lizenz für die Second-Life-Clients hat sich Linden für die GNU General Public License (GPL) in der aktuellen Version 2 entschieden. Es will alle externen Codebeiträge prüfen und behält sich die Kontrolle über eine offizielle Version der Viewer vor. Programmierer, die sich an der Entwicklung beteiligen wollen, müssen eine Vereinbarung zeichnen, in der sie ihr Copyright mit Linden teilen. Linden behält sich zudem einen Wechsel der Lizenzbedingungen vor – denkbar wäre zukünftig etwa ein Umstieg auf die GPLv3.

Derzeit kämpft die Betreiberfirma mit der Skalierung ihrer Technik an das explosive Wachstum ihrer Plattform. Second Life verwendet bisher vor allem proprietäre Protokolle, wird aber zunehmend auf offene Standards wie XML und HTTP umgestellt. Das soll unter anderem Updates deutlich vereinfachen. Bislang müssen für jede größere Änderung alle Server abgeschaltet und alle Clients upgedatet werden. Skripts sollen sich künftig auch mit Novells quelloffenem .NET-Clone "Mono" erstellen lassen. Diese sollen dann deutlich performanter laufen als Lindes bisherige proprietäre Sprache. (tc)