Linux in München

LiMux macht Fortschritte

09.07.2008
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Probleme bei der Umstellung

Wie in den meisten IT-Großprojekten tauchten indes auch in München Probleme auf. Der Knackpunkt des ambitionierten Migrationsvorhabens liegt in den rund 300 Fachverfahren, die zum Teil mit maßgeschneiderter Software von kleineren Anbietern abgewickelt werden. Diese umzustellen ist laut Strobl der "problematischste Teil". Viele der Fachanwendungen sind noch nicht unter Linux verfügbar, erläuterte LiMux-Projektleiter Peter Hofmann. Die Stadtverwaltung behelfe sich in solchen Fällen unter anderem mit Terminal-Emulationen, Virtualisierungssoftware wie VMWare oder dem Open-Source-Tool Wine. Generell verfolge man das Ziel, Fachverfahren mit Web-Clients auszustatten.

Vorteile der Linux-Strategie

Den Hürden auf dem Weg zur Open-Source-Infrastruktur stehe eine ganze Reihe positiver Effekte gegenüber, rührte Strobl die Werbetrommel. So fördere die Stadt mit Projektgeldern von bislang rund vier Millionen Euro vor allem kleine und mittelständische Unternehmen. Im Vergleich zu großen Softwarehäusern böten diese mehr Flexibilität. Auch in Sachen Effizienz bringe LiMux die Stadt voran. So seien im Zuge des Projekts etwa Formulare vereinheitlicht und Geschäftsprozesse im Office-Bereich optimiert worden. Unterm Strich spare die Verwaltung damit die Arbeitsleistung von 80 Mitarbeitern pro Jahr, die sich anderswo besser nutzen lasse.

Handfeste finanzielle Vorteile ergeben sich laut den Verantwortlichen durch den Wegfall von Lizenzkosten, beispielsweise für die Microsoft-Produkte Windows und Office. In den kommenden fünf Jahren spare München damit mehr als drei Millionen Euro. Durch den Einsatz von offenen Standards wie ODF (Open Document Format) verringere sich zudem die Abhängigkeit von IT-Herstellern.

Trotz der spektakulären Entscheidung für Open Source und damit gegen Microsoft sei das Verhältnis zum weltgrößten Softwarekonzern "relativ normal", erklärten die Münchner. Schließlich bleibe die Stadt auch künftig ein Kunde der Windows-Company, wenn auch in wesentlich geringerem Umfang. Von Rückschlägen anderer Kommunen, wie sie die Stadt Wien kürzlich mit ihrem Linux-Projekt Wienux hinnehmen musste, wollen sich die Bayern dabei nicht beeindrucken lassen. Die österreichische Kommune migriert in einem Teilbereich von Linux auf Windows Vista. "Das kann in München nicht passieren, sagte Strobl. Der politische Rückhalt für die Linux-Umstellung sei hierzulande wesentlich größer. Sie selbst leite den dafür zuständigen Lenkungsausschuss.