Lieven-Company ersetzt Microsofts MS-DOS-Version durch IBMs PC-DOS 7.0 Vobis installiert neben OS/2 auch Windows 95 auf seine PCs

24.03.1995

HANNOVER (jm) - Ab sofort wird die Vobis Microcomputer AG aus Wuerselen bei Aachen nicht mehr standardmaessig Microsofts DOS- Variante auf ihre PCs aufspielen, sondern IBMs PC-DOS 7.0. Gegen einen Aufpreis von rund 50 Mark kann man aber weiterhin MS-DOS von Deutschlands erfolgreichstem PC-Haendler kaufen. Vobis-Chef Theo Lieven teilte ferner mit, dass man auch Windows 95 auf den eigenen Systemen anbieten werde, sobald es verfuegbar ist.

Lieven zeigte auf der CeBIT-Pressekonferenz deutlich, dass er grosses Interesse an einer halbwegs unproblematischen Beziehung zur Gates-Company hat. Zwar liess er es sich nicht nehmen, Despektierliches ueber die Branchen-Schwergewichte Intel und Microsoft zum besten zu geben: "Die DV-Branche wird ferngesteuert durch die beiden." Dennoch fielen Lievens moderate Anmerkungen zur Gates-Company auf: "Wir brauchen natuerlich Windows 95, und wir werden Windows 95 auf unseren Rechnern haben."

Man stehe mit Microsoft in Verhandlungen. Er, Lieven, gehe davon aus, dass auch der Softwaregigant Interesse an einer gedeihlichen Zusammenarbeit mit Vobis habe, "Microsoft macht mit uns schliesslich gute Geschaefte, denn wir ueberweisen Bill Gates jeden Tag rund 100 000 Dollar Gebuehren. Die fallen wegen Microsoft- Applikationen an, die wir als Buendel mit unseren Rechnern ausliefern."

Wie das "Wall Street Journal" meldete, haben Vobis und Microsoft mittlerweile eine Vereinbarung getroffen, derzufolge Vobis Windows 95 auf seinen PCs vorinstallieren wird. "Wir haben einen Letter of Understanding unterzeichnet", zitiert das Wirtschaftsblatt Theo Lieven. Microsoft spricht im Gegensatz zu Lieven allerdings schon von einem Vertrag, den beide Seiten abgeschlossen haetten. Vobis wird auch weiterhin IBMs OS/2-Warp-Betriebssystem auf seinen Rechnern installieren.

Welch riskantes Spiel Lieven in der Vergangenheit wagte, als er gegen Microsofts Stachel loeckte, machte sein Eingestaendnis deutlich, "wir (Vobis, Anm. d. Red.) muessen aufpassen, dass wir bei der Diskussion um OS/2 und Windows 95 mit unserer Robin-Hood- Haltung nicht ploetzlich mutterseelenallein dastehen". Das "kleine Vobis" sei auf einen Anbieter, der 85 Prozent (des PC- Betriebssystem-Marktes) halte, angewiesen.

Wie lange man OS/2-Warp auf Vobis-PCs installieren werde, liege allein an IBM sowie deren Befaehigung und Bereitschaft, das Multiuser-Betriebssystem weiterhin zu pflegen und zu entwickeln.