Liedtkes Dreischichtenmodell

02.07.1999

Im Mittelpunkt des Modells steht die Auflösung der traditionellen, ununterbrochenen Erwerbstätigkeit. Teilzeitarbeit, flexible Verteilung der Gesamtarbeit auf das Berufsleben und eine Neubewertung gemeinnütziger Tätigkeiten sollen die Arbeit auf mehr Köpfe verteilen helfen. Wirtschaftsexperte Patrick Liedtke unterscheidet drei Arbeitsformen.

Grundsicherungsschicht: Als "Ausgleich für das Versagen reiner Marktlösungen" soll jedem Arbeitsfähigen eine Basisbeschäftigung von zirka 20 Stunden pro Woche gegen Bezahlung etwa in Höhe der heutigen Sozialhilfe angeboten werden. Die zu verrichtenden Tätigkeiten sollten möglichst nicht private Wirtschaftsaktivitäten verdrängen und daher vor allem im öffentlichen Dienstleistungssektor angesiedelt werden. Als Beispiele nennt Liedtke Arbeiten im nachsorgenden Umweltschutz, die Verbesserung der Sicherheit in den Städten sowie Tätigkeiten in der Kranken- und Altenpflege.

Finanzierungsquelle sollen zunächst die Töpfe der Arbeitslosenversicherung und Sozialhilfe sein, das heißt, daß künftig nur noch derjenige staatliche Leistungen erhalten soll, der seine Arbeitskraft für solche öffentlichen Aufgaben bereitstellt. Künftig soll dieser Sektor dann durch Steuern finanziert werden, damit "das gesamtgesellschaftliche Problem der Arbeitslosigkeit gleichmäßiger von allen Teilen der Gesellschaft" getragen wird.

Normalarbeitsverhältnisse: Eine zweite Schicht Arbeit besteht aus allen bezahlten Tätigkeiten, wie sie heute das Gros der Beschäftigungsverhältnisse darstellen. Dazu gehört der Kellner ebenso wie der Programmierer und Manager, die Krankenschwester oder der Weltraumforscher. Diese zweite Schicht sollte möglichst frei von staatlichen Interventionen sein. Der Staat soll lediglich Fehlverhalten verhindern.

Ehrenamtliche Arbeit und Hausarbeit: Die dritte Schicht bilden die unbezahlten Aktivitäten, die sowohl dem Allgemeinwohl als auch dem eigenen sozialen und privaten Umfeld zugute kommen. Dazu zählen die Autoren problematischerweise vor allem Tätigkeiten, die heute noch immer vorrangig von Frauen ausgeübt werden, wie häusliche Krankenpflege, familiäre Kindererziehung und Nachbarschaftshilfe. Es geht also nicht um Arbeit im traditionellen Sinn, sondern um "Beschäftigung".