Apple-Handy

Licht und Schatten des iPhone 3G

11.07.2008
Von Sebastian Hirsch
Von Apple-Fans sehnsüchtig erwartet, geht das neue iPhone 3G nun an den Start. Die Kollegen der "Macwelt" klären auf, was das Gerät neben UMTS und GPS noch zu bieten hat, und was weiterhin fehlt.

Der Jubel war in etwa so laut wie beim 3:2 von Philipp Lahm im EM-Halbfinale gegen die Türkei: Als Steve Jobs auf der Apple-Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco das neue iPhone vorstellte und bestätigte, dass dieses den schnelleren 3G-Standard nutzen werde, hielt es die sonst eher zurückhaltenden Mac-Entwickler nicht mehr auf den Sitzen. Frenetischer Applaus war die Reaktion auf etwas, was eigentlich schon lange zuvor bekannt war - denn dass das nächste iPhone sich noch mit dem langsameren EDGE-Standard für die Datenübertragung begnügen würde, glaubte niemand ernsthaft.

Lücken im Netz

iPhone weltweit: Noch in diesem Jahr will Apple das iPhone in über 78 Ländern anbieten - das verkündete Apple-Chef Steve Jobs auf der WWDC.
iPhone weltweit: Noch in diesem Jahr will Apple das iPhone in über 78 Ländern anbieten - das verkündete Apple-Chef Steve Jobs auf der WWDC.
Foto: Apple

Aber das iPhone ist halt das iPhone - und der Beifall der Entwickler war wohl eher der Tatsache gezollt, dass Apple mit UMTS endlich auf dem Stand der Technik angekommen ist. Denn in der Praxis sind die Vorteile eher gering. So zeigen Tests, dass sich die höhere Geschwindigkeit von UMTS beim Surfen im Internet und dem Download von Mails kaum bemerkbar macht - auch wenn Apple behauptet, Seitenaufrufe gingen nun mehr als doppelt so schnell. Als limitierende Faktoren erweisen sich eher die Geschwindigkeit des Browsers und die Qualität des Funksig-nals als die theoretische Übertragungsgeschwindigkeit des mobilen Netzes. Einen weiteren Nachteil verschweigt Apple ebenfalls. In den USA liegt eine flächendeckende Versorgung mit dem schnelleren UMTS-Standard noch in weiter Ferne, auch hierzulande tun sich bei der Netzabdeckung noch große Lücken auf. Auf dem Lande ist man auch mit einem UMTS-Telefon schnell wieder bei EDGE, wenn nicht sogar bei GPRS angelangt. Lediglich in Ballungsräumen kann man darauf setzen, tatsächlich mit UMTS surfen zu können.

Präzise navigieren

Angesichts der derzeit noch geringen Vorteile von UMTS verwundert es etwas, dass eine wesentlich sinnvollere Neuerung deutlich weniger Resonanz erfuhr. Apple stattet das iPhone ab sofort mit einem GPS-Empfänger aus. Vorausgesetzt, das Signal der Satelliten ist empfangbar, lässt sich damit der Standort bis auf wenige Meter genau bestimmen - ein Riesenvorteil gegenüber dem bislang verwendeten System, das WLAN-Netze und Funkmasten zur Ortsbestimmung verwendet und in den meisten Fällen praktisch unbrauchbar ist. Mit dem neuen iPhone ist man nun also in der Lage, sich per Google Maps genau zeigen zu lassen, wo man sich befindet und in der Live-Ansicht mitzuverfolgen, in welche Richtung man sich bewegt. Ein echtes Navigationsgerät ist das iPhone damit noch nicht - denn noch fehlt die Möglichkeit, sich Routen per Sprache ansagen zu lassen. Hier sind Dritthersteller gefragt, die sich, wie der Hersteller Tom Tom, bereits für eine iPhone-Lösung interessieren.