Ratgeber Softwarelizenzen

Licht im Microsoft-Lizenzdschungel

08.08.2012
Von 
Axel Oppermann beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Social Enterprise, Cloud Computing und Microsoft hineinfällt. Axel schreibt auf Computerwoche als Experte zu den Themen Enterprise Cloud, Digital Enterprise und dem IT-Lieferanten Microsoft. Als IT-Analyst berät er Anwender bei der Planung und Umsetzung ihrer IT-Strategien. Axel ist Geschäftsführer des Beratungs- und Analystenhaus Avispador aus Kassel. Normal 0 21 false false false DE X-NONE X-NONE

Kasse machen mit CALs

Client Access Licences (CALs) sind keine Software, sondern vielmehr eine eigenständige Lizenz, die Nutzungsrechte enthält. CALs rechnen den Zugriff auf Server-Produkte ab. Der Gesamtpreis hängt dabei von der Zahl der Zugriffsoptionen ab. CALs können pro User oder pro Gerät beschafft werden. Ferner gibt es CAL-Formen, die den Zugriff von Partnern oder Dritten regeln. Durch das Server-CAL-Konzept partizipiert Microsoft am Wachstum seiner Kunden. Greifen mehr Mitarbeiter und Geräte auf einen Server zu, steigt auch die Zahl der benötigten CALs. Reduziert sich die Zahl, liegen die Zugriffsrechte regelmäßig brach. Wird eine neue Server-Generation eingesetzt, so wird auch eine neue Generation an CALs notwendig.

Bei den CALs handelt es sich also um Nutzungsrechte. Diese regeln auch, welche Funktionen eines Servers genutzt werden können und welche nicht. Bei Microsoft gibt es für die entsprechenden Server eine "Standard"- und eine "Enterprise"-CAL. Die Standard-CAL erlaubt oftmals nur rudimentäre Kernnutzungsrechte, etwa beim Sharepoint Server ein einfaches Content-Management. Will ein Anwender umfangreichere Funktionen wie zum Beispiel Excel-Services nutzen - und die meisten wollen das -, so wird eine erweiterte CAL notwendig. Bei Lync gibt es eine zusätzliche dritte Stufe, die "Plus CAL", welche die Enterprise-Voice-Funktionen abdeckt.

Mit diesem Modell verdient Microsoft durch die meist wachsenden Bedürfnisse der Anwender permanent und nachhaltig viel Geld. Zwar ist dieser Ansatz legitim und ermöglicht es den Kunden, den Einstieg günstig in Lizenz zu nehmen. Das Stufenmodell hat jedoch auch einen starken Lock-in-Effekt, da aus wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen viele Unternehmen diesen Pfad mitgehen und nicht auf eine Multi-Vendors-Strategie setzen. Viele IT-Entscheider begnügen sich im Vorfeld der Anschaffung zudem mit Kostenrechnungen, die nur die Ist-Situation abdecken. Wachstumsszenarien werden oft nicht berechnet.

Hürden, die Anwender hinsichtlich einer sauberen Lizenzierung der Microsoft-Infrastruktur überwinden müssen, sind auch Änderungen der bestehenden Lizenzierungsform - so gerade geschehen beim SQL Server 2012. Dieser wird in zwei Lizenzoptionen angeboten: einerseits bezogen auf Anwender beziehungsweise Geräte (Server CAL) und als weitere Option bezogen auf Rechenleistung (Corebased). Mit der zweitgenannten Form der Lizenzierung geht Microsoft beim SQL Server einen neuen Weg. Die bisherige Prozessorlizenzierung wird durch eine Core-Lizenzierung ersetzt. Dabei gibt es unterschiedliche Limitierungen, die je nach Szenario kleinere oder größere Implikationen haben.

Fazit: Professionell managen!

Voraussetzung und größtes Problem eines Programms wie des Enterprise Agreement ist das Vertrauen. Der Vertrag wird über drei Jahre geschlossen, und der Anwender erhält Zugriff auf die Software und kann diese installieren, upgraden oder migrieren. Alles basiert auf Vertrauen. Server-Funktionen können auch ohne CAL genutzt werden. Erst am Ende eines jeden Jahres werden die zusätzlich installierten Lizenzen bezahlt. Für den Kunden hat das den Vorteil, dass er schnell die benötigte Software einführen kann - für Microsoft, dass zusätzliche Umsätze erzielt werden.

Doch was ist, wenn das Vertrauen aufgebraucht ist? Wenn ein Vertrag nicht verlängert wird? Wenn es zu Audits oder Änderungen in den PURs kommt? Dann stehen viele IT-Verantwortliche vor einem Scherbenhaufen. Durch das Modell schleichen sich nahezu zwangsweise Fehllizenzierungen ein. Unterschiedliche Auslegungen der Nutzungsrechte sind keine Seltenheit. Auch deshalb ist es wichtig, dass Verträge wie ein EA professionell gemanagt werden. (ba)

Mehr zum Thema Lizenz-Management: