License 6.0: Zocken bis zur letzten Minute

18.07.2002
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Wolfgang Miedl arbeitet Autor und Berater mit Schwerpunkt IT und Business. Daneben publiziert er auf der Website Sharepoint360.de regelmäßig rund um Microsoft SharePoint, Office und Social Collaboration.

Wer zahlt wie viel?

Die tatsächlichen finanziellen Folgen aus Microsofts neuem Lizenzmodell lassen sich schwer abschätzen, weil sie sehr stark von den Gewohnheiten der Anwender bei den Release-Zyklen abhängen. Kostenvorteile ergeben sich im Rahmen der „Software Assurance“ vor allem für Kunden, die auch bisher jeden Produktwechsel mitgemacht haben. Anwender, die auf mehrjährige Kontinuität setzten und die Software drei Jahre oder länger im Einsatz haben, müssen mit der Abschaffung der günstigen Produkt-Updates nun genau rechnen. Oft ist aus Anwenderkreisen zu hören, dass man keinen neuen Lizenzvertrag unterzeichnet und die Release-Wechsel nun länger hinausziehen will, um die Mehrkosten für die künftigen Volllizenzen auszugleichen. Die holländische Anwendervereinigung NGN hat bereits im vergangenen Jahr einen Lizenzrechner auf Excel-Basis veröffentlicht, der eine individuelle Berechnung der Lizenzkosten in unterschiedlichen

Nicht wenige Anwender fühlen sich erpresst, denn wer nicht beitritt, verliert praktisch seinen Investitionsschutz. Hatten Kunden bisher das Recht, zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt eine günstige Nachfolgerversion zu erwerben, fängt, wer Volllizenzen besitzt, mit der neuen Regelung jedes Mal wieder bei null an und muss bei jedem Update den vollen Preis bezahlen. Belohnt werden beim neuen Modell lediglich diejenigen Anwender, die die Software Assurance ausnutzen und jeden Produktwechsel mitmachen. Dabei ist der größte Teil der Anwender gar nicht interessiert an ständiger Erneuerung, die meisten wollen ihre Zyklen selber bestimmen.

Wie oft wird Microsoft-Software upgedatet?

Der Unmut in der Anwenderschaft ist aber auch deshalb groß, weil Microsoft es versäumt hat, seine Kunden rechtzeitig über die tatsächlichen Auswirkungen des neuen Modells aufzuklären. Der wichtigste Punkt ist dabei die Frage nach den Kosten. Die Redmonder haben von Anfang an beteuert, dass die große Mehrheit ihrer Kunden zukünftig mit niedrigeren Lizenzkosten rechnen können, doch so recht will das bis heute kaum jemand glauben. Bei einer Umfrage, die die CW-Schwesterzeitschrift CIO kürzlich unter 231 deutschen IT-Leitern betrieben hat, rechneten 199 mit steigenden Kosten durch die Umstellung. Lediglich 21 Befragte gingen davon aus, dass die Kosten gleich bleiben, elf erwarten eine Vergünstigung.