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Liberty droht mit Rückzug aus Deutschland

19.02.2002
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der US-Medienkonzern Liberty Media will nach dem Einspruch der Bundeskartellbehörde zum geplanten Kauf der Telekom -Kabel sein gesamtes Engagement hierzulande überdenken. Liberty-Sprecher Frank Montag erklärte auf einer Pressekonferenz, dass die Wettbewerbshüter nicht mit einem Entgegenkommen rechnen könnten. Die Gründe, mit denen die Behörde die Transaktion verbieten wolle, seien abwegig und grenzten an Taschenspielertricks.

Die Kartellbehörde hatte Liberty bereits Ende Januar abgemahnt und erklärt, dass man den Kauf unter den aktuellen Konditionen untersagen werde. Das Amt befürcht, dass mit der Übernahme von 60 Prozent des Telekom-Kabelnetzes, das sind 10,1 Millionen Anschlüsse, der Wettbewerb in diesem Segment zum Erliegen kommt (Computerwoche online berichtete). Außerdem forderten die Wettbewerbshüter Liberty-Chef John Malone auf, die Kabelnetze auch für Internet und Breitband-Telefonie zu öffnen. Damit sollte der Medienkonzern quasi als Ausgleich zu dem Nahezu-Monopol im Kabelgeschäft für mehr Wettbewerb auf der "Letzen Meile" sorgen. Der Plan der Amerikaner ist dagegen, aufgrund der hohen Investitionen von rund 8,5 Milliarden Euro zunächst nur Fernsehinhalte anzubieten und erst später den Ausbau des Kabels für Breitband-Internet und Telefonie

voranzutreiben. Der Liberty-Sprecher erklärte, Zugeständnisse an die Wettbewerbsbehörde seien betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll.

Sollte die Übernahme scheitern, müsste sich die Deutsche Telekom nach einem neuen Käufer umsehen, um die bereits für den Abbau von rund 65,5 Milliarden Euro Schulden verplanten 5,5 Milliarden Euro zu erhalten. Presseberichten zufolge hat die britische Investmentgruppe Compere Associates erneut ihr Interesse bekundet. Die Finanzmaklergruppe ist bereit, die Kabelnetze zu einem ähnlich hohen Preis wie Liberty zu übernehmen. (mb)