Outsourcing der IT-Infrastruktur

LH Passage hat entschieden: Schwesterbereich mit im Boot

04.09.1998

Als Ricardo Diaz Rohr, Leiter Informations-Management der LH Passage, im April dieses Jahres ankündigte, er werde Aufbau und Betrieb der IT-Infrastruktur an einen externen Betreiber vergeben, sah es so aus, als wolle er die LH Systems ausbooten (siehe CW 18/98, Seite 85). Aber nach Lage der Dinge ging es ihm wohl eher darum, ein konkurrenzfähiges Angebote zu bekommen. Und dazu waren die Lufthansa-internen Informatik-Dienstleister augenscheinlich in der Lage. Aus der öffentlichen Ausschreibung gingen sie als Sieger hervor - wenn auch mit Einschränkungen.

Virtuelles Unternehmen dient als Steuerungsgremium

Einem jetzt unterzeichneten Letter of Intent zufolge fungiert LH Systems künftig als Generalunternehmerin für den LH-Passage-Auftrag, der mehr als 140 Millionen Mark pro Jahr wert ist. Allerdings wird der Lufthansa-eigene IT-Bereich auf Wunsch des Auftraggebers beim Vor-Ort-Service mit der Telekom-Tochter Dete System und mit der Sita kooperieren, die sich beide an der Ausschreibung beteiligt hatten. Diaz Rohr: "Wir haben uns jeweils für den Anbieter entschieden, von dem wir erwarten, daß er die größte Wertschöpfung erbringt."

Um die Zusammenarbeit zwischen den Partnern zu koordinieren, gründen die drei Dienstleister zusammen mit dem Kunden ein Steuerungsgremium, das sich aus Führungskräften aller vier Unternehmen zusammensetzen soll. Auf diese Weise bleibt die LH Passage direkt in die Entscheidungsprozesse eingebunden.

Laut LH Systems besteht das Ziel des "virtuellen Unternehmens" darin, eine zukunftssichere DV-Infrastruktur "mit optimierten Kostenstrukturen" aufzubauen. Diaz Rohr hatte Anfang des Jahres moniert, daß die derzeitige Struktur - verglichen mit anderen Unternehmen - ein Einsparungspotential von bis zu 40 Prozent aufweise. Ausgeschöpft werden soll es nun durch eine weitgehende Vereinheitlichung der Systeme sowie durch zentrale Beschaffung, Implementierung und Wartung der IT-Arbeitsplätze.

Die LH Systems wird ihr Airline-spezifisches IT-Know-how und ihre detaillierten Kenntnisse der LH-Passage-Prozesse in das Gemeinschaftsunternehmen einbringen. Außerdem fallen alle Aufgaben der Systemintegration in den Kompetenzbereich der Lufthansa-Informatiker, also beispielsweise der weltweite Datentransfer sowie die Schnittstellen zu den R/3-Applikationen und anderen Zentralsystemen.

Dete Systems soll die 4000 Arbeitsplätze in der Frankfurter Lufthansa-Zentrale und den deutschen Verkaufsbüros nach einem definierten Standard einrichten und betreiben. Das schließt die Beschaffung und Wartung der Hard- und Software, aber auch die Bereitstellung der LAN-Infrastruktur ein. Für die 6000 LH-Passage-Arbeitsplätze außerhalb Deutschlands übernimmt die Sita diese Aufgabe. Der Luftfahrt-Dienstleister arbeitet auf dem Gebiet der Desktop-Services schon seit mehreren Jahren mit LH Passage und LH Systems zusammen. Die Unterzeichnung des endgültigen Vertrags ist für den Oktober vorgesehen.