Lexware

Lexware: Den Gründerschuhen entwachsen

10.12.2001
Von Anna Scheich
Auf zwölf Jahre Firmengeschichte kann Lexware zurückblicken. In dieser Zeit hat sich der Freiburger Anbieter von Finanzsoftware vom Startup zu einem etablierten Softwarehersteller gemausert. Der ideale Kandidat für die Entwicklungsabteilung sollte sich nicht nur in der Programmierung zu Hause fühlen, sondern auch Steuer-Know-how mitbringen.

Wer heute das moderne Bürogebäude in einem Gewerbepark im Osten Freiburgs betritt, kann sich kaum vorstellen, dass Lexware 1989 in einem kleinen Appartement gegründet wurde. Axel Wessendorf, der das Unternehmen ins Leben rief, hatte damals den richtigen Riecher für die Bedürfnisse der Anwender nach kaufmännischer und Finanzbuchhaltungs-Software. Wessendorf stand dem Unternehmen acht Jahre lang vor, verkaufte 1997 seine Anteile an den Rudolf Haufe Verlag und gründete ein weiteres Startup: United Planet. Die Haufe Mediengruppe, die inzwischen 100 Prozent der Anteile von Lexware hält, hat sich auf die Bereiche Wirtschaft, Recht, Steuern und IT spezialisiert.

Mittlerweile erreichen die Lexware-Produkte in Deutschland zirka eine Million Kunden. Zu den bekanntesten Applikationen gehört beispielsweise "Financial Office" oder "Quicken". In den vergangenen Jahren machte die Softwareschmiede eine rasante Wachstumsphase durch. So stieg der Umsatz im Geschäftsjahr 2000/ 2001 gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent auf rund 85 Millionen Mark. Auch beim Personal hatte die Rekrutierung neuer Mitarbeiter höchste Priorität: Arbeiteten vor drei Jahren noch 150 Angestellte in den Großraumbüros von Lexware, sind es heute rund 280. Dabei dürfte es erstmal bleiben, denn die wachstumsschwachen Zeiten gehen auch an Lexware nicht spurlos vorüber. Allerdings zahlt es sich aus, dass sich die Freiburger eine solide Position im Markt erkämpft haben, denn im Gegensatz zu vielen Firmen aus der Neuen-Markt-Szene sind keine Entlassungen geplant.

Von den 280 Mitarbeitern sind 150 in der Entwicklungsabteilung tätig. Davon wiederum widmet sich die Hälfte der Programmierung, die anderen kümmern sich um die Content-Beschaffung und die Qualitätssicherung. Der ideale Kandidat sollte Steuerfachwirt und Informatiker in einem sein. Doch diese Qualifikation findet sich natürlich selten. In den vergangenen Jahren, als IT-Fachkräfte nur schwer zu bekommen waren, wurden Absolventen von Fachhochschulen und Berufsakademien, die gerade in Baden-Württemberg sehr beliebt sind, eingestellt. Fehlt es noch an fachspezifischem Wissen aus dem kaufmännischen und dem Buchhaltungbereich, wird dies in der Regel intern vermittelt. Doch auch Quereinsteiger haben Chancen. So findet man auch umgeschulte Lehrer und andere ursprünglich Fachfremde unter der Belegschaft.

Teamgeist ist gefragt

In der engen Zusammenarbeit in Teams, die aus zwei bis 20 IT-Spezialisten bestehen, kommt es natürlich nicht nur auf die rein fachliche Qualifikation an. Deshalb achten die Personalverantwortlichen schon bei der Einstellung darauf, dass die Neuen Soft Skills mitbringen. Wird man sich bei den Bewerbungsgeprächen einig, folgt die Einarbeitungszeit mit den erforderlichen Weiterbildungsmaßnahmen. In dieser Phase stehen dem Neuling sowohl das Team als auch der Teamleiter bei allen aufkommenden Fragen zur Seite. Der Softwarehersteller hat eine klassische Linienhierarchie mit folgenden Ebenen: Geschäftsführer, Bereichsleiter, Projektleiter und Produktmanager, Teamleiter und Mitarbeiter.

Bei den Einstiegsgehältern hält sich Lexware bedeckt und will keine genauen Zahlen nennen - sie seien "branchenüblich". Ansonsten sind vertraglich 37,5 Wochenstunden, 14 Monatsgehälter, ein variabler Gehaltsanteil sowie 30 Tage Urlaub festgelegt. Wer allerdings in den modernen Großraumbüros nach Stechuhren Ausschau hält, sucht vergeblich. Die Mitarbeiter, die größtenteils um die 35 Jahre alt sind, können sich ihre Arbeit relativ frei einteilen. Nach den Erfahrungen von Pressesprecher Joachim Eicher gibt es harte Zeiten wie die Master-Phase: "Da muss man Ranklotzen", dafür gebe es ab und zu auch etwas ruhigere Abschnitte, in denen die Gestressten ein wenig zur Ruhe kommen. Wichtig sei, dass das Unternehmen auf die Eigenverantwortlichkeit der Angestellten setze, was auch für viele den Reiz ausmache, dort zu arbeiten. Eine wichtige Rolle spiele auch die sehr kollegiale lockere Atmosphäre, in der sich fast alle duzen.

Treffen nach Dienstschluss