Privatisierter Geschaeftszweig bleibt zunaechst aussen vor

Leuna-Werke uebertragen EDS die komplette DV-Verantwortung

05.03.1993

Nach dem Motto "Unser Geschaeft ist die Chemie, nicht die Datenverarbeitung", gibt der Konzern sowohl den Betrieb des Rechenzentrums als auch das Netz-Management ab. EDS soll darueber hinaus die Verantwortung fuer die gesamte DV-Strategie des Chemiekonzerns tragen. Dazu zaehlen auch die Anwendungsentwicklung und der User-Support in den Geschaefts- und Zentralbereichen der Leuna-Werke.

Raffinerie-Konsortium haelt sich noch zurueck

Das Abkommen gilt nach EDS-Angaben zunaechst ausschliesslich fuer die Leuna-Werke AG, den nicht-privatisierten Teil des Chemiegiganten also. Im Juli letzten Jahres hatte die Treuhandanstalt mit einem Konsortium, bestehend aus der Societe Nationale Elf Aquitaine, der Thyssen Handelsunion und der Deutschen SB-Kauf, einen Vertrag ausgehandelt, in dem die Privatisierung der Leuna-Raffinerie einschliesslich der Methanol- Anlage und anderer Betriebsteile beschlossen wurde.

Das Konsortium, das am Standort Leuna bis 1996 einen neuen Raffineriekomplex errichten will, hat sich dem Outsourcing-Vertrag nach Angaben von EDS-Pressesprecher Stefan Koenig bis heute noch nicht angeschlossen. Dennoch verwalte das Rechenzentrum die Datenverarbeitung dieses Geschaeftszweiges zunaechst mit.

EDS richtet neues IBM-Rechenzentrum ein

Im uebernommenen Rechenzentrum vor Ort hat der DV-Serviceanbieter die vorhandenen ESER-Systeme durch eine IBM-Grossrechneranlage der Serie 9121 abgeloest. EDS will unter anderem die SAP-Module Finanzbuchhaltung sowie Anlagen- und Materialwirtschaft einsetzen.

Das Personalabrechnungs-System soll von der zum Debis-Verbund gehoerenden Organisationspartner GmbH, Bad Oldesloe, stammen. Implementiert sind nach EDS-Angaben bereits heute Systeme fuer Planung, Kostenrechnung und Vertrieb. Ueber den Wert des Vertrages machen die Ruesselsheimer keine Angaben.

Nach den Outsourcing-Vertraegen mit der Koelner Kloeckner-Humboldt- Deutz AG und der Motoren-Werke Mannheim AG ist der Kontrakt mit den Leuna-Werken der drittgroesste externe Abschluss der EDS in Deutschland. In den neuen Laendern waren die Ruesselsheimer bereits vorher aktiv, und zwar vor allem im Eisenacher Werk der Konzernschwester Opel. Darueber hinaus besteht ein Rechenzentrum in Brandenburg, das die kommunale Verwaltung mit Anwendungen fuer das Personal-, Finanz-, Melde- und Sozialwesen versorgt.

Leuna war in der DDR der groesste Chemie- und Raffineriestandort. Das Industriestaedtchen an der Saale wird voraussichtlich auch in Zukunft eine europaeische Chemie-Hochburg bleiben. Dafuer sollen die bisher nur teilweise erfolgreichen Privatisierungsanstrengungen des "Besitzers", der Treuhandanstalt, sorgen.

Wie das Raffineriegeschaeft, stehen auch die Bereiche Kunststoffe, Organische Produkte, Caprolactam und Tenside zum Verkauf.