CEWE-COLOR-Betriebe, Oldenburg

Lesestifte für die Datenerfassung

23.04.1976

Das Hauptproblem hört sich nach einer exotischen Branchenspezialität an. Es geht um die Datenerfassung und -verarbeitung für die schritthaltende Abrechnung von Fotoaufträgen. Aber die Lösung ist für viele Branchen beispielhaft. Wahrscheinlich als erster industrieller Anwender benutzen die Vereinigten CEWE-COLOR-Betriebe (VCW-Gruppe) in ihren Großlabors Terminalsysteme

mit Lesestiften.

Täglich 40 000 Fototüten

In der sechs Großlabors der Gruppe können pro Tag rund 3,26 Mio Colorbilder und etliche weitere Mengen Schwarz/Weiß-Schnappschüsse zu Papier gebracht werden. Täglich kommen aus rund 4000 Fotoläden und Kaufhäusern im ganzen Bundesgebiet sowie aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Luxemburg während der Saison 40 000 Fototüten. Für ihre Bearbeitung ist nun ein System verfügbar, das kostensparend hohe Leistungen und Fehlerfreiheit verspricht.

Die Fotoläden und Kaufhäuser benutzen für Amateuraufträge Tüten mit Firmenaufdruck und allen Daten, die in den Großlabors bekannt sein müssen. Tourenfahrer nehmen die Tüten zum zuständigen Großlabor mit. Die Aufträge nehmen ihren Weg durch einen vielverzweigten Laborprozeß und gelangen nach Erledigung schließlich an Fakturierplätze. Bis dahin entspricht das heute benutzte System dem gewohnten Stil, nicht jedoch in der Datenerfassung und -verarbeitung.

Zur Datenerfassung mit Auftragstüten dienten vorher die auf den Tüten mit Schnelldrucker vorkodierten Markierungsfelder. Im Zuge der Auftragsannahme im Großlabor, während der Produktion und an den Fakturierplätzen kamen weitere, manuelle Markierungen hinzu. Die Hauptarbeit geschah jedoch mit voluminösen Stempelkästen: Mit ihnen wurden die auftragsspezifischen Daten verbal und numerisch dargestellt, ehe ein fertiger Auftrag an die Läden zurückging. Die EDV erhielt einen Abrißbeleg zur Fakturierung.

Fehlerrate von 10 Prozent

Von diesem konventionellen Ablauf hat sich die VCW-Gruppe getrennt, weil er für neue Abrechnungsformen mit den Händlern zu unflexibel war, weil es zu einer Fehlerrate von etwa 10 Prozent kam (falsche Markierungen) und weil die Auftragsdaten nur mit hohem Personalzeitaufwand erfaßt werden konnten.

Für die heute verfügbaren Systeme gibt das Großlabor Oldenburg ein Beispiel. Zur zentralen Datenverarbeitung steht ein Honeywell-Bull-System 138 bereit. Zur Datenvorverarbeitung benutzt man zwei Nova-Rechner Modell 2/10 mit Magnetplatten- und Magnetbandspeichern. Diese Konfiguration ist über Fernleitungen mit insgesamt 26 Nixdorf-Terminals 705 an den Fakturierplätzen der Produktion verbunden worden. Jedes von ihnen verfügt über einen numerischen Bondrucker, eine MBC und einen Lesestift für Strichcode-Lesung.

Auf den Auftragstaschen für die Läden erzeugt VCW mit einer Druckmaschine Strichcode, welche die Kunden- und Auftragsstammdaten ausdrücken. Im Produktionsprozeß werden die Vorgangsdaten mit Hilfe von Strichcode-Etiketten hinzugefügt. An den Fakturierplätzen braucht nicht mehr gestempelt zu werden. Die Stamm-, Mengen- und Arbeitsart-Daten können im vollen Umfang mit Lesestift erfaßt werden. Zugleich erzeugt das Terminal einen zweiteiligen Bon mit Daten für das Fotogeschäft und seinen Kunden (Netto- und Bruttopreis).

15 Prozent weniger Kosten

Die Datenerfassung wird vom Terminal- und Systemprogramm gegen Fehler abgesichert. Die Nettopreise werden aus einer Datentabelle im Kernspeicher abgerufen und brauchen nicht manuell erfaßt zu werden. In Offline-Situation arbeitet das Terminal mit Bandkassetten-Aufzeichnung. Im normalen Betrieb werden die Daten an einen der Nova-Rechner fernübertragen. Dieses System fügt durch Abruf aus seinem Plattenspeicher die Kunden-Stammdaten hinzu. Es erstellt ein Magnetband für das Rechenzentrum, das noch am selben Tag mit der HB l38 verarbeitet wird. Damit können die Lieferscheine zusammen mit den Fotoarbeiten das Haus verlassen. Bei der VCW-Gruppe spart dieses System heute bis 15 Prozent der früheren Kosten ein und gewährleistet fehlerfreie Verarbeitungsdaten.