Leserbriefe/Vorwiegend Zeitvertreib Betrifft CW Nr. 29 vom 21. Juni 1995, Kolumne, Seite 9: "Information ist keine Probierware"

25.08.1995

Teleshopping praktizieren wir hierzulande schon seit 15 Jahren. Wie in den USA prognostiziert, betrifft die hiesige Realitaet Buecher, Musik, Videos, CD-ROM, auch Telesoftware, und andere, klar standardisierte Ware. Das gilt auch fuer die Katalogware der Versandhaeuser, die grundsaetzlich alles ohne Begruendung zuruecknehmen.

Das Internet-Surfen kostet den Steuerzahler viel Geld, aber dafuer hat er eine gute Forschungsstatistik. Internet ist vorwiegend Zeitvertreib, kommerzielle Online-Dienste dienen der Zeitersparnis.

Das moderate Entwicklungstempo - 15 Jahre Btx und Compuserve - resultiert aus dem Tempo des Preisverfalls - privat Genutztes darf fast nichts kosten - und aus der menschlichen Begriffsstutzigkeit: Die Wachstumskurve unserer intern kostenlosen Memo-Nutzung verlaeuft noch unter der Btx-Kurve, die mit der Compuserve-Kurve fast identisch ist.

Natuerlich schaue ich in der knappen Zeit lieber die soliden News von dpa, COMPUTERWOCHE und PC-Welt als die schauerlichen Internet- News-groups. Zum besseren Internet-Verstaendnis sollte man da mal reinschauen unter *internet#.

Die Presse als Inhaltslieferant garantiert die Qualitaet der Information in Papierform, im Online-Archiv oder als Online-News. Allerdings kommen mir riesige Zweifel, wenn ich bedenke, wie das Thema Online, von dem ich zufaellig etwas verstehe, fast taeglich in jeder Zeitung misshandelt wird. Bedenkliches Beispiel: Auch die COMPUTERWOCHE (28. Juli 1995) und alle Tageszeitungen haben kritiklos gedruckt, was der Muenchner High Text Verlag herausgefunden hat. Mit welcher Kompetenz? Wo sollen in vier Monaten eine Million Online-Nutzer herkommen? Die TAZ mutmasst, dass hier Werbung fuer Europe Online im Marktwirtschaftsspiel ist. Waere das nicht eine Recherche wert?

Dr. Alois Lipka, 40625 Duesseldorf