Leserbriefe/Ueberschaubare Strukturen Betrifft CW Nr. 27 vom 7. Juli 1995, Seite 13: "Die Wirklichkeit ist zu komplex fuer den Computer"

04.08.1995

Es ist die vornehmlichste Ingenieursaufgabe, komplexe Systeme so zu strukturieren, dass sie ueberschaubar und loesbar werden. Das gilt nicht nur fuer die Produktstrukturen, die SAP beispielsweise in Stuecklisten abbildet, sondern auch fuer die Struktur der Planungsvorgaenge.

Das Wirtschaftswunder basierte auch darauf, dass richtige Ingenieure die Realitaet sehr gut beherrschten, bevor Kaufleute in die betriebliche Informationsverarbeitung eindrangen. Denjenigen, die das nicht glauben, sei der 1948 in den IBM-Nachrichten erschienene Artikel von AEG-Oberingenieur Kurt Springer, Oldenburg, ueber das "Lochkartenverfahren in der Arbeitsvorbereitung von Contz" zur Lektuere empfohlen.

Gesunde Mittelstaendler sind erfolgreich, weil sowohl ihre Produktstrukturen als auch ihre Organisation unkompliziert und ueberschaubar geblieben ist. Mit einem leicht individuell zu erstellenden, objektorientierten und ueberschaubaren System lassen sich ihre scheinbar so komplexen Probleme hinreichend loesen. Dabei behalten die Unternehmen ihre ueberschaubaren Strukturen und bekommen alle fuer sie noetigen Informationen. Kosten und Zeit fuer die Verwaltung unnoetiger, redundanter und inkonsistenter Datenfriedhoefe, die die SAP-Systeme kennzeichnen, koennen dem Unternehmen zugute kommen. Erfolg wird langfristig nur noch haben, wer unabhaengig bleibt, und sein System, bestehend aus Produkten, Organisation und Informationsverarbeitung, jederzeit aus eigener Kraft an unvorhergesehene Marktanforderungen anpassen kann.

Albrecht Petzold, D-71394 Kernen