China

Lesen zwischen den Zeichen

09.08.2006
Von Gina Hardebeck

Vertrauen ist wichtig, Kontrolle tut gut

Nicht immer wirken sich sprachliche Feinheiten so gravierend aus. Tatsache ist jedoch, dass für global agierende Unternehmen Kommunikationsunterschiede schnell zu kommunikativen Barrieren werden können. IDS-Mann Reiser: "Chinesische Mitarbeiter sind in der Regel lernwillig und durchdringen neue Inhalte sehr schnell. Viele tun sich jedoch schwer, Schwierigkeiten mitzuteilen, da sie dies als Schwäche und eigenes Versagen empfinden."

Hierarchisches Denken ist in China sehr stark ausgeprägt, deshalb müssen gerade jüngere Mitarbeiter ständig ermutigt werden, ihre Ideen zu erzählen und von ihnen zu erledigende Arbeiten konstruktiv zu hinterfragen. Permanentes Nachhaken, zum Beispiel nach dem Fertigungsgrad von Arbeiten am besten parallel bei mehreren Quellen, sowie persönliches In-Augenschein-Nehmen seien daher sinnvoll, rät Reiser.

Eine ähnliche Erfahrung hat auch Matthias Röbel, Internal Communications Manager bei der IBM Systems and Technology Group Asia Pacific, gemacht. "Einem sehr engagierten Mitarbeiter wollte ich die Chance geben, eigene Ideen zur Prozessoptimierung einzubringen. Es hat zwei Tage gedauert, bis ich verstanden habe, dass ihn diese Selbstständigkeit überfordert hat." Laut Röbel ist es ratsam, die Tätigkeiten der chinesischen Mitarbeiter zu begleiten und regelmäßig Kontrollpunkte anzusetzen. Doch Vorsicht: Offene Kritik ist ein rotes Tuch. Zu groß ist die Gefahr des viel zitierten Gesichtsverlusts. Keinesfalls darf das Gegenüber das Gefühl haben, unterlegen zu sein oder gar bloßgestellt zu werden.