Lernwelten durch den Einsatz von neuen Medien erschliessen

23.04.1999

"Einen Quantensprung in der Wissensvermittlung" erwarten die Experten des Memorandums durch den Einsatz der neuen Medien in Aus- und Weiterbildung. "Durch die Anschaulichkeit der Präsentationen, die interaktive Vermittlung der Inhalte und die Vielzahl der Wissenszugänge können innovative Unterrichtskonzepte realisiert und Lernziele schneller und mit größerem Erfolg erreicht werden." Zudem könne "die Eigenverantwortung" - ein Schlüsselbegriff des Bildungspapiers - "entscheidend gefördert" und "die Effizienz des Bildungsbetriebes deutlich gesteigert werden". Das Konzept des lebenslangen Lernens könne eigentlich nur durch die neuen Medien realisiert werden, denn nur das Internet und Multimedia-Programme erlaubten "die notwendige Flexibilität" und "den individuellen Zuschnitt der einzelnen Bildungsmodule".

Vor allem die Weiterbildung profitiere, "wenn Bildungsangebote nach dem Prinzip des Learning on Demand dann eingeholt werden, wenn sie gebraucht werden". Um den Einsatz neuer Medien voranzutreiben, empfehlen die Experten:

1. Zugang zum Internet schaffen

Alle Schüler und Studierenden sollen baldigst freien Zugang zum Internet haben. Die nötige Ausstattung mit Laptops und PCs soll in maximal sieben Jahren abgeschlossen sein.

2. Finanzierung ermöglichen

"Mit einem Computerpfennig soll der Staat einen Fonds bilden und den Grundstein für ein sozialverträgliches Ratensystem (abhängig vom Einkommen der Eltern) legen. Auf Basis dieser Unterstützung könnten dann viele Eltern und Studierende die subventionierten Preise für Computer über moderate Leasingraten selbst tragen." Zudem sollen "Bildungsbetriebe mit Soft- und Hardwareherstellern Allianzen schließen, um Lernwillige mit preisgünstigen Geräten und Programmen auszustatten".

3. Medienkompetenz vermitteln

"Wie alle Kulturtechniken sollte Medienkompetenz frühzeitig erworben und sollten die Grundkenntnisse bereits in der Primarstufe vermittelt werden." Dazu müssen unter anderem die Qualifikation der Lehrer verbessert und Lehrpläne erneuert werden.

4. Wissen verfügbar machen

Mit Web-Bibliotheken und Bildungs-Servern soll "die Informationsflut im Internet" nutzerfreundlich ausgewertet und aufbereitet werden. Schulen "sollten die Freiheit bekommen, Lehrmittel nach ihrer Wahl zu beziehen".

5. Neue Medien als Wissenswerkzeug etablieren

Mit Hilfe der neuen Medien können die Präsentation von Lerninhalten optimiert, die Lernmotivation gesteigert und Schlüsselqualifikationen wie "vernetztes Denken, strategisches Arbeiten und eigenverantwortliches Handeln" gefördert werden. "Damit die Potentiale der neuen Medien ausgeschöpft werden können, müssen sie in allen Fächern und Disziplinen eingesetzt und die Entwicklung mediengerechter Fachdidaktiken sichergestellt werden."

6. Effizienz durch neue Informations- und Kommunikationstechnologien

"Die Effizienz des Lehrbetriebes gewinnt enorm, wenn alles, was das Unterrichtsgeschehen und den wissenschaftlichen Diskurs belastet, über das Netz abgewickelt wird." Virtuelle Schreibtische für Studierende sollen jederzeit abrufbare Kerninformationen bereithalten und den permanenten Dialog mit Dozenten ermöglichen. Zudem sollten Hochschulen die neuen Technologien nutzen, "um im Baukastensystem Präsenzangebote mit Internet-Angeboten anderer Universitäten zu kombinieren und die Internationalisierung der Bildung konsequent zu fördern".