Spekulationen über Bilanzfälschungen

Lernout & Hauspie-Vorstand nimmt den Hut

01.09.2000
MÜNCHEN (CW) - Nach Spekulationen über Bilanzfälschungen von Lernout & Hauspie ist Gaston Bastiaens, Präsident und CEO des belgischen Herstellers von Spracherkennungs- und Übersetzungssoftware, von seinem Amt zurückgetreten.

L&H ist derzeit nicht nur in Patentrechtsdispute mit Konkurrenten verwickelt, sondern sieht sich auch den Klagen einiger Aktionäre ausgesetzt. Die belgische Softwareschmiede war Anfang dieses Monats in den Verdacht geraten, ihre Bilanzen durch vorgetäuschte Umsätze in Südkorea manipuliert zu haben. Mit einer außerordentlichen Buchprüfung durch das US-Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG hoffen die Belgier nun, ihre Glaubwürdigkeit wiederherstellen und das Vertrauen ihrer Aktionäre zurückgewinnen zu können.

Wie Insider glauben, steht der Rücktritt Bastiaens in direktem Zusammenhang mit den Vorwürfen des Bilanzbetrugs. Sowohl der stellvertretende Vorsitzende des Unternehmens Jo Lernout als auch Bastiaens selbst betonten jedoch, dass es innerhalb der Firma keine Unstimmigkeiten gegeben habe und die Entscheidung aus freien Stücken fiel.

Bastiaens hatte 1996 die Leitung des Unternehmens übernommen und betreute L&H in seiner ersten Wachstumsphase bis hin zu den beiden diesjährigen Akquisitionen von Dragon Systems und Dictaphone, eines amerikanischen Herstellers von Diktier- und Aufnahmegeräten. Bastiaens Nachfolge wird John Duerden, der ehemalige Chef von Dictaphone, antreten. Der 59-Jährige soll die drei Unternehmen nun zu einer Einheit zusammenführen. Der Hauptgrund für den Führungswechsel seien neue Herausforderungen im Management, erklärte Duerden. So seien die Kulturen und Strategien von drei Unternehmen zu vereinen. "Das ist eine andere Aufgabe, als ein Startup zu betreuen", so der neue L&H-Chef.