Auch Ex-CEO Bastiaens verhaftet

Lernout & Hauspie am Ende?

01.06.2001
MÜNCHEN (CW) - Am 5. Juni droht Lernout & Hauspie (L&H) das endgültige Aus. Einem Restrukturierungsplan zufolge müssen zumindest Kernteile des belgischen Spracherkennungsspezialisten verkauft werden.

Nach Angaben von L&H-Chef Philippe Bodson gibt es für das krisengeschüttelte Unternehmen nur zwei Möglichkeiten: Entweder werde L&H komplett verkauft, oder nach Veräußerung von einzelnen Teilen könne der Rest in einer neuen Firma aufgehen, die im Besitz der Gläubiger und neuer Investoren sein würde. In jedem Fall gingen die Aktionäre leer aus, weil zunächst die Finanzansprüche der Gläubiger zu befriedigen seien.

Zum Verkauf stehen ab sofort der L&H-Bereich Mendez (Übersetzungssoftware) sowie der medizintechnische Bereich der Diktiergerätefirma Dictaphone. Möglicherweise wird dieses Unternehmen, das L&H erst im vergangenen Jahr übernommen hat, komplett verkauft. Sollten die Gläubiger dem Restrukturierungsplan nicht zustimmen, könnte das belgische Konkursgericht in Ieper einen Liquidator einsetzen. Im August oder September dieses Jahres wollen die Belgier ihren Plan auch den Gläubigern in den USA vorlegen.

Inzwischen befindet sich bereits der vierte ehemalige L&H-Top-Manager in Haft. Am letzten Wochenende wurde der frühere Chief Executive Officer (CEO) Gaston Bastiaens unter dem Vorwurf von Kursmanipulation und Bilanzfälschung in seinem Haus in Winchester, Massachusetts, festgenommen. Seine Auslieferung nach Belgien ist beantragt.