Bei Fragen fragen

Lernender Roboter bittet Menschen um Hilfe

21.09.2009
Von pte pte
Forscher haben einen Workaround entwickelt, damit Roboter Objekte zweifelsfrei erkennen können: Sie lassen sich über das Internet von Menschen helfen.

Ein Forschungsteam der Robotikfirma Willow Garage und der Universität Illinois erprobt derzeit einen neuen Ansatz, um die künstliche Intelligenz autonomer Roboter zu verbessern. "Eine fantastische Idee", nennt Robo-Ingenieur John Leonard vom Massatchusetts Institute of Technology (MIT) den Ansatz, der eigentlich ganz naheliegend ist. Geht es nach dem Informatiker Alex Sorokin von der Universität Illinois, sollen Roboter in Zukunft bei Schwierigkeiten einfach das tun, was auch Menschen in diesem Fall machen: Nach Hilfe fragen.

Künstliche Intelligenz, wie sie in autonomen Robotern zum Einsatz kommt, stand bislang immer vor einem gravierenden Problem. Zwar kann dem Roboter das Erkennen verschiedener Gegenstände einprogrammiert werden, die Erkennung scheiterte in der Praxis jedoch häufig schon aufgrund eines anderen Betrachtungswinkels oder anderen Lichtverhältnissen. Das macht es schwierig, Roboter zu bauen, die sicher navigieren und mit Gegenständen interagieren können.

Ein Problem, mit dem auch Willow Garage beim Bau des "Personal Robot 2" (PR2) konfrontiert war. Wo künstliche Intelligenz auf große Schwierigkeiten stößt, erkennen Menschen die Objekte jedoch mühelos. Darauf baut Sorokin auf. Er entschied sich, den PR2 so zu programmieren, dass er - sollte er auf ein ihm unbekanntes Objekt stoßen - ein Foto davon aufnimmt, es im Internet veröffentlicht und darauf wartet, dass Menschen es für ihn identifizieren.

Dazu schickt der PR2 Bilder der ihm unbekannten Objekte an Amazons Mechanical Turk, einen Online-Marktplatz, der simple Aufgaben wie das Identifizieren von Objekten an Arbeiter vermittelt, die auf diese Weise einen kleinen Geldbetrag verdienen können. Zwischen drei und 15 Cent bezahlt Sorokin für die Identifikation eines Objekts. Dabei kommt eine Software zum Einsatz, mit der die Objekte auf den Bildern freigestellt und mit Tags versehen werden können.

Erste Tests verliefen vielversprechend. Rund 80 Prozent der vom Roboter an den Online-Marktplatz geschickten Bilder wurden binnen einiger Minuten erfolgreich identifiziert. Sorokin hofft, durch die Bezahlung zusätzlicher mturk-Arbeiter für das Verifizieren der identifizierten Objekte die Erkennungsgenauigkeit nochmals zu verbessern. Das System soll Robotern zukünftig helfen, sich in neuen Umgebungen zurecht zu finden. So könnte beispielsweise ein Reinigungsroboter seine erste Woche in einer neuen Umgebung damit verbringen, Bilder der ihm noch unbekannten Objekte aufzunehmen und diese identifizieren zu lassen, um ein Modell der Räumlichkeiten und darin enthaltenen Gegenstände zu erstellen und dann weitestgehend autonom agieren zu können.

Stößt der Roboter dann während seiner Tätigkeit auf weitere, für ihn neue Dinge, kann er diese wieder fotografieren und identifizieren lassen. Grundsätzlich, so Leonard, könnten mit dieser Methode intelligente Roboter möglich werden, die über einen langen Zeitraum ohne menschliches Eingreifen operieren. Der nächste Schritt hin zu diesem Ziel ist freilich noch, den Roboter so zu programmieren, dass er die Antworten auf seine Bilder selbstständig interpretieren und richtig darauf reagieren kann, meint Sorokin. (pte)