Gastkommentar

Lernen auf Abruf

18.06.1999
Thomas Falkenstein Geschäftsführer der Concept GmbH, Karlsruhe

Gegenwärtig, so eine Untersuchung des Kölner Instituts der Deutschen Wirtschaft, geben deutsche Unternehmen rund 34 Milliarden Mark pro Jahr für Weiterbildung aus. Gegenüber einer Befragung drei Jahre zuvor ist das ein Rückgang um sieben Prozent. Der Weiterbildungsbedarf nimmt zu, doch die Firmen müssen sparen. Stoff, der früher in einem Drei-Tage-Seminar vermittelt wurde, soll heute möglichst in einem Tag abgehandelt werden.

Bereits in der Vergangenheit führte der Kostendruck zum forcierten Einsatz von Computer-based Training (CBT). Mit der zunehmenden Verbreitung von Intranets und dem World Wide Web bieten sich nun neue Möglichkeiten, die den CBT-Einzug in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung weiter beschleunigen werden. Teletutoring, Learning on Demand und Distant Learning heißen die aktuellen Zauberworte.

Das bisher praktizierte "Lernen auf Vorrat" wandelt sich zu einem "Lernen auf Abruf", bei dem sich US-amerikanischen Erfahrungen zufolge die durchschnittliche Lerndauer um rund 60 Prozent reduzieren läßt. Reisezeiten und -kosten entfallen vollständig. Auch die Ausfallzeiten während der Schulung sind durch das Lernen am Arbeitsplatz deutlich geringer.

Trotz der Entwicklungskosten lassen sich mit einem konsequent genutzten Web-gestützten Trainingssystem nach bisherigen Erkenntnissen rund 50 Prozent der gesamten Schulungskosten einsparen. Vor Illusionen sei allerdings gewarnt: Einfach das gedruckte Lehrbuch oder ein CBT-Programm auf den Server geladen und E-Mail drangeklebt - das ist noch kein Telelearning. Ohne ein klares didaktisches Konzept und integrierte Kommunikationsmöglichkeiten bringt das Telelearning nicht den gewünschten Erfolg.