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Lenovo vollzieht Kauf der PC-Sparte von IBM

02.05.2005
Seit dem 1. Mai 2005 ist die Fusion von IBMs PC-Division, über die sich die Partner im Dezember geeinigt hatten, mit dem chinesischen PC-Anbieter Lenovo vollzogen.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Seit dem 1. Mai 2005 ist die Fusion von IBMs PC-Division, über die sich die Partner am 8. Dezember 2004 geeinigt hatten, mit dem chinesischen PC-Anbieter Lenovo Group Limited vollzogen. In Deutschland gingen 85 Prozent aller Mitarbeiter der IBM nach den Worten von Marc Fischer, dem Geschäftsführer der Lenovo Deutschland GmbH, "nahtlos" in die neue Firma über. "In Summe bin ich sehr zufrieden über die Fusion. Die Fluktuationsrate der Mitarbeiter ist extrem niedrig".

In Deutschland arbeiten rund 120 Mitarbeiter bei der Lenovo GmbH. Weltweit umfasst das Unternehmen etwa 19.000 Mitarbeiter, rund 10.000 davon stammen aus der ehemaligen IBM-PC-Division (PCD).

In einer zweiten Welle werden auch die betreffenden Mitarbeiter in Österreich und der Schweiz im dritten Quartal in den Lenovo-Konzern übergehen. Lenovo weltweit wird mit der Fusion den Umsatz von drei auf rund 13 Milliarden Dollar mehr als vervierfachen und damit hinter Dell und Hewlett-Packard zur Nummer drei der PC-Unternehmen in der Welt aufrücken.

Man sei sehr gut aufgestellt, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Nach der Ankündigung der geplanten Fusion im vergangenen Jahr habe sich in Deutschland die Marktposition nach aktuellen Untersuchungen der Marktforscher von IDC "bis auf den Zehntelprozentpunkt nicht geändert", so Fischer in einer Telefonkonferenz am Montagmittag.

Die Entwicklungskompetenz und -ressourcen von Big Blue gehen nach Aussagen von Fischer "eins zu eins in die Lenovo über".

Lenovo hat IBM 1,25 Milliarden Dollar gezahlt. 650 Millionen Dollar sind davon aus Barmitteln, 600 Millionen Dollar in Form von Lenovo-Aktien. IBM hält damit 18,9 Prozent an dem chinesischen Unternehmen. Dieses wird zudem rund 500 Millionen Dollar an Verbindlichkeiten der IBM übernehmen. Big Blue wird in seinem Geschäftsergebnis für das zweite Quartal 2005 aus der Fusion einen Vorsteuergewinn von einer Milliarde Dollar verbuchen.

Fischer bestätigte, dass der neue Konzern "noch erheblich arbeiten müsse, um das Markenbewusstsein zu halten". Man werde von Lenovo "in den kommenden Monaten zunächst nicht viel hören".

Fischer verglich den IBM-Lenovo-Deal mit der Fusion von Hewlett-Packard (HP) mit Compaq. Hier sei der jetzige Merger mit erheblich günstigeren Vorzeichen zu sehen. Nicht nur gebe es viel weniger Produktüberschneidungen als seinerzeit zwischen HP und Compaq. Auch die Entwicklungsmannschaften, die weltweit lokalisiert sind, seien besser positioniert. Dies gelte auch für die Kosteneffizienz. Hier sei Lenovo-IBM extrem gut aufgestellt.

Fischer betonte zudem die gute Position des Unternehmens, was den Zugang zum chinesischen Markt betrifft. Dieser werde in den kommenden Jahren weit überdurchschnittlich wachsen und à la longue zum größten geografischen Markt der Welt wachsen und die USA ablösen. Eine Zahl zeigt, wie gut das neue Unternehmen etwa im Vergleich zu den Konkurrenten Dell oder HP in China aufgestellt ist: Lenovo verfügt in China über rund 4.400 Verkaufsstätten für Privatkonsumenten.

Lenovos Headquarter befindet sich in Purchase, New York. Hauptniederlassungen befinden sich in Peking und dem US-amerikanischen Raleigh, North Carolina. Forschungs- und Entwicklungszentren sind in Peking, Shenzhen, Xiamen, Chengdu und Shanghai, China sowie in Tokio und Raleigh angesiedelt.

Produktions- und Fertigungsstätten befinden sich in Shenzhen, Huiyang, Peking und Shanghai. Außerdem wird Lenovo Produktions- und Distributionszentren in den USA, Mexiko, Brasilien, Schottland, Ungarn, Indien, Malaysia, Japan und Australien einrichten.

Seit Mai 2005 ist Marc Fischer Geschäftsführer der Lenovo (Deutschland) GmbH und zeichnet damit verantwortlich für das Gesamtunternehmen. Lenovo, entstanden durch den Zusammenschluss der Lenovo Group und dem IBM PC Geschäftsbereich, ist seit Mai 2005 als globales Unternehmen tätig. Zuvor war Marc Fischer Leiter des PC-Geschäfts der IBM Deutschland, Österreich und Schweiz. Der diplomierte Betriebswirt (BA) begann seine Karriere 1988 als Produkt Manager für die PC-Sparte bei Hewlett-Packard Deutschland. Bis November 2002 bekleidete Fischer verschiedene Positionen in den Bereichen Vertrieb, Market Development, Channel- und Businessmanagement, darunter auch ein Auslandseinsatz in der europäischen PC Zentrale in Grenoble/Frankreich.

Bevor er im Januar 2003 zur IBM wechselte war er in seiner letzten Funktion bei HP als Vertriebsdirektor verantwortlich für das Großkundengeschäft der PC-Sparte. (jm)