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Lenovo streicht IBM aus den Markennamen

02.11.2007
Der chinesische PC-Hersteller Lenovo wird sich früher als erwartet von dem Markennamen IBM trennen. Das Unternehmen will nach der Übernahme des PC-Geschäfts von IBM signalisieren, dass es sich sehr gut allein im Haifischbecken des PC-Marktes behaupten kann.

Die Nachricht kommt zeitgleich mit der Präsentation sehr guter Geschäftszahlen für das zweiten Fiskalquartal: Lenovo, dessen Zentralen sich in Peking und Raleigh, North Carolina, befinden, konnte seinen Nettoertrag von 37,9 Millionen auf 105,3 Millionen Dollar nahezu verdreifachen und damit die Analystenerwartungen weit übertreffen. Der Umsatz kletterte um 20 Prozent auf 4,43 Milliarden Dollar.

Im Jahre 2005 war das Unternehmen entstanden, als der chinesische Hersteller Legend für 1,25 Milliarden Dollar IBMs PC-Arm übernahm und sich den Namen Lenovo gab. Mit dem Kauf erwarb Lenovo auch das Recht, die erfolgreichen Markennamen der IBM, allen voran die Bezeichnung "IBM Thinkpad" für Notebooks, zu verwenden. IBMs Thinkpad-Notebooks genießen eine guten Ruf, vor allem ihre Langlebigkeit ist allgemein anerkannt.. Lenovo nutzte die starke Marke, um in Werbekampagnen das Lenovo-Brand eng mit der Notebook-Reihe in Verbindung zu bringen. (Siehe ausführliche Reportage über Lenovo).

Selbstbewusst auf Verfolgungsjagd: Lenovo-Boss Bill Amelio will Acer, Dell und HP jagen.
Selbstbewusst auf Verfolgungsjagd: Lenovo-Boss Bill Amelio will Acer, Dell und HP jagen.
Foto: Lenovo

Auch künftig wird es Thinkpads geben, allerdings in der Bezeichnung "Lenovo Thinkpad" – das IBM-Logo soll nicht mehr auftauchen. "Mit Lenovo haben wir eine Marke, die weltweit präsent ist", sagte Bill Amelio, CEO von Lenovo, in einem Interview. Auf Dauer führe es zu Verwirrung beim Kunden, wenn zwei Firmennamen mit den Geräten verbunden seien. Mit Notebooks ist Lenovo besonders erfolgreich: Im zweiten Quartal steigerten die Chinesen ihre Verkaufszahlen in diesem Segment um 42 Prozent gegenüber dem vorhergehenden Quartal.

Sorgen bereitet den Chinesen vor allem die aggressive Strategie des taiwanischen Erzrivalen Acer: Das Unternehmen hatte zuletzt Gateway gekauft. Der US-Anbieter besitzt Vorkaufsrechte für die in Europa erfolgreiche Marke Packard Bell, für die sich auch Lenovo interessiert hatte. Amelio sagte nun, sein Unternehmen sei offen für andere Akquisitionen.

Analysten sehen in der Rivalität mit Acer bislang kein großes Risiko für die Chinesen. Lenovo konzentriere sich vor allem auf den chinesischen und den amerikanischen Corporate-Markt. Acer hingegen sei in Europa stark und feiere vor allem bei kleinen und mittelständischen Unternehmen Erfolge. Noch seien die Überlappungen gering. Allerdings sieht es so aus, als wolle Lenovo sowohl Acer als auch den Marktführern HP und Dell Marktanteile abjagen: Mit Liu Jun hat Lenovo einen neuen Chef für das Consumer-Geschäfts eingesetzt, eine internationale Offensive scheint bevorzustehen. Die Frage ist allerdings, ob Preiskämpfe sich negativ auf die Gewinnmarge des Konzerns auswirken könnten. (hv)