Vier Jahre nach der Übernahme der Computersparte von IBM hat die Weltwirtschaftskrise dem Traum des chinesischen Erfolgsunternehmens Lenovo von einer internationalen Expansion einen schweren Dämpfer verpasst. Mit einem Verlust von 96,7 Millionen US-Dollar im dritten Geschäftsquartal verkündete Lenovo eine Wende zurück zu der chinesischen Führungsmannschaft, die das Unternehmen einst groß gemacht hat. Der 65-jährige Firmengründer Liu Chuanzi kehrt zurück als Vorstandsvorsitzender. Unternehmenschef Yang Yuanqing (44), der mit dem Heimatmarkt China bestens vertraut ist, ersetzt den glücklosen amerikanischen Geschäftsführer und früheren Dell-Manager Bill Amelio, der nach drei Jahren seinen Hut nehmen muss.
Lenovo will sich damit wieder stärker auf China ausrichten, wo sein Geschäft auch besser läuft. Immerhin trägt "Greater China" mit Festlandchina, Hongkong und Taiwan mit 45 Prozent zu seinen Einnahmen bei. "In dieser entscheidenden Zeit wollen wir unserem China-Geschäft besondere Aufmerksamkeit zollen", sagte Liu Chuanzi. "Es ist das Fundament unserer globalen Geschäftstätigkeit und Wachstumsstrategie." Außer auf China, wo Lenovo Marktführer ist, will sich Lenovo auch auf Schwellenländer wie Indien, Russland und Brasilien konzentrieren.
Die globale Finanzkrise trifft Lenovo besonders hart, weil viele seiner Kunden in Übersee Unternehmen sind, die in der Krise als erstes ihre Ausgaben für Informationstechnologie kürzen. Lenovo will sich nun direkt den Verbrauchern zuwenden. Auch wird kräftig gespart. Im Januar hatte das Unternehmen bereits eine Umstrukturierung und die Entlassung von elf Prozent oder 2.500 seiner Beschäftigten weltweit verkündet. Nur in China soll niemand vor die Tür gesetzt werden.