Die meisten Expertensysteme laufen in der Industrie:

Leitfaden durch den XPS-Systemdschungel

17.02.1989

ERLANGEN (CW) - Hilfe für betriebliche Praktiker, bei Expertensystemen (XPS) den Überblick zu bewahren und zur Entwicklung eigener Systeme verspricht eine kleine Datenbasis am Institut für Mathematische Maschinen und Datenverarbeitung der Universität Erlangen-Nürnberg.

Aufgenommenen hat die Arbeitsgruppe um Professor Peter Mertens sowohl Machbarkeitsstudien als auch Prototypen oder laufende Systeme. Selbstverständlich steht die Datenbasis auch Wissenschaftlern und Studenten zur Verfügung. Eine Bestandsaufnahme der Basis zu Beginn des Jahres 1988 ist in dem Buch "Betriebliche Expertensystem-Anwendungen" von Mertens, Borkowski und Geis veröffentlicht. Weiterhin finden sich dort Tabellen, Kurzbeschreibungen, Literaturfundstellen, qualitative Hinweise auf Nutzeffekte und Statistiken.

Schaut man sich den neuesten Auszug der Datenbank an - gegenüber der Buchveröffentlichung ergeben sich keine Veränderungen - fällt auf, daß eine große Anzahl von Prototypen als "Running Systems" gemeldet werden. Ein Indiz, daß in vielen Unternehmen die Nutzeffekte ausgereifter Wissensbasierter Systeme erkannt sind.

Sowohl weltweit als auch auf die Bundesrepublik bezogen dominiert unter den Wirtschaftszweigen die Industrie mit über 80 Prozent. An zweiter Stelle, aber bereits weit abgeschlagen, folgt der Sektor Banken/ Versicherungen und Steuerberater/ Wirtschaftsprüfer (knapp 11 Prozent). Entgegen allen Vermutungen haben sich also die Financial Services noch nicht zum eigentlichen Einsatzfeld für Wissensbasierte Systeme entwickelt. Weit abgeschlagen und noch hinter der Landwirtschaft rangiert der Handel.

Bei weiterer Aufgliederung des industriellen Sektors in einzelne Funktionsbereiche beanspruchen die Sektoren "Forschung/Entwicklung/Produktgestaltung" und "Produktion" etwa die Hälfte der Applikationen Die deutschen Anwender zeigen besonderes Interesse am Einsatz von Expertensystemen im Vertrieb (28,2 Prozent, Welt 19,9 Prozent) mit Schwerpunkt Angebotskonfiguration. Wahrscheinlich würde sich diese Aussage noch verstärken, wenn man außer der Gesamtheit der Machbarkeitsstudien, Prototypen etc. abstellte, sondern die in der Praxis eingesetzten Systeme in die Auswertung einbeziehen würde.

Eine weitergehende Gliederung in Aufgabenklassen laßt neue, noch stark unterrepräsentierte Anwendungsmöglichkeiten erkennen: Aktive Hilfe, Unterricht und Zugang liegen weltweit zwischen 1,2 und 3,2 Prozent, in der Bundesrepublik zwischen 1,3 und 0,7 Prozent.