Leistungskontrolle bei der Datenerfassung

10.10.1975

Alle modernen Datensammelsysteme haben Leistungserfassungs-Zähler, Softwareroutinen stehen auch für die Leistungskontrolle zur Verfügung.

Offiziell ist all das nur fürs Job-Accounting nötig - die Datenerfassungskosten müssen den Fachabteilungen exakt berechnet werden. Und wenn schon die Leistung kontrolliert wird, dann natürlich nur für die Zahlung von Prämien.

Indes, eine Leistungsmessung für "Personalkontrollen" bei Datentypistinnen wird von den Gewerkschaften bekämpft, ebenso wie sie jedes Prämiensystem ablehnen.

Datentypistinnen selber wissen seit langem, daß sie kontrolliert werden, - und bevorzugen zumeist eine Leistungsmessung durch die "unbestechliche Maschine" gegenüber der Gehaltsbestimmung durch die Berichte ihrer "Supervisorinnen".

Maximilian Wieland

Prokurist und Leiter der EDV-Abteilung der Bayerischen Beamten-Lebensversicherung aG, München

Bei der Bayerischen Beamtenversicherung ist seit 1.1. 1974 ein Datensammelsystem MDS 2404 mit 15 Bildschirmerfassungsplätzen eingesetzt.

Die Anschlagleistung der Datentypistinnen wird in einer monatlichen Leistungsübersicht festgehalten. Das System stellt hierzu pro Stapel die Summe der Anschläge zur Verfügung. Diese Anschlags-Summe wird - getrennt nach Erfassung und Prüfung - auf dem Stapel-Begleitzettel vermerkt, noch Monatsende erfaßt und maschinell durch ein entsprechendes Programm ausgewertet. Es ergibt sich eine Liste der Gesamtanschläge pro Mitarbeiterin. Diese Summen sind je nach Anzahl der Anwesenheitstage (bei Teilzeitkräften: Anwesenheitsstunden) auf vergleichbare Werte pro Arbeitstag hochzurechnen. Letztere Werte erscheinen schließlich in einer grafischen Leistungsübersicht Dieses Verfahrer ist grob und könnte durch Erfassung der Stillstandszeiten, durch Gewichtung der einzelnen Arbeiten noch erheblich verfeinert werden. Wir haben dies in unserem Fall aus verschiedenen Gründen nicht für sinnvoll und notwendig gehalten.

Die Leistungsübersicht zeigt allerdings nur, was eine Mitarbeiterin leistet, wenn sie anwesend ist, Sie gibt aber keine Grundlage für die Gesamtbeurteilung einer Datentypistin unter Berücksichtigung von Fehlzeiten. Hierzu dient die Jahresübersicht, der die Jahressummen der absoluten Leistungen jeder Datentypistin zugrunde liegen, nicht die hochgerechneten Tageswerte. Die Jahresübersicht berücksichtigt alle Ausfallzeiten und dürfte deshalb für die Beurteilung der Produktivität einer: Mitarbeiterin letztlich schwerer wiegen als die monatliche Leistungsstatistik. Bei Gegenüberstellung der Jahresleistungen kommt es oft zu Überraschungen - dann zum Beispiel, wenn sich zeigt, daß eine Halbtagskraft effektiv mehr geleistet hat als manche Ganztagskräfte.

Karl-Heinz Dollmaier

Organisationstechnischer Leiter der zentralen Datenverarbeitung, OTV, Stuttgart

Bei der Gewerkschaft OTV ist seit Dezember 1973 ein Nixdorf Datensammelsystem 620 mit 6 Eingabeplätzen installiert.

Die Bezahlung unserer Datentypistinnen erfolgt nach Haustarif. Zusätzliche Leistungszulagen oder Prämienzuschläge werden zur Zeit nicht gewährt. Eine Auswertung der Bedienerstatistik, welche von unserem Datensammelsystem automatisch erstellt wird, findet in unserem Hause statt. Da auch wir als Gewerkschaft verpflichtet sind, unsere, finanziellen Mittel wirtschaftlich einzusetzen, ist es notwendig zu wissen, welche Erfassungsvorgänge zeitaufwendig sind und wo eventuell im Ablauf der Erfassungsvorganges Änderungen notwendig werden. Wir versuchen, aufgrund von hohen Fehlerquoten bei der Erfassung, Prüfungen in die Programme einzubauen, um auch hier der Bedienungskraft eine Hilfestellung zu geben. Durch Vergleich der Bedienerstatistik für gleiche Erfassungsvorgänge ist es möglich zu ermitteln, ob solche Fehler bei allen Bedienungskräften auftreten oder ob sich die Fehler bei einer Kraft ansammeln. Außerdem bietet uns die Bedienerstatistik einen Überblick über den Leistungsstand der einzelnen Kräfte und der gesamten Datenerfassung.

Eine Auswirkung auf die Bezahlung hat die Auswertung der Bedienerstatistik in unserem Hause nicht.

Kurt Dubcek

Oberreg.-Rat, Referent für EDV im Kraftfahrt-Bundesamt, Flensburg

Wir fuhren eine Bewirtschaftungsstatistik, in der sowohl die personellen als auch die

maschinellen Leistungen erfaßt werden. Bei der Datenerfassung wird bei jedem Arbeitspaket, das ausgegeben wird, eine Schlüsselnummer des Arbeitsgebietes vermerkt. Die Dame, die die Arbeit erledigt hat, gibt mit dem Belegpaket eine Karte ab, auf der ihre Personalnummer, das Arbeitsgebiet, die Zahl der bearbeiteten Belege, die Art der Erfassung und die benötigte Zeit hierfür angegeben ist. Diese Vordrucke für die Bewirtschaftungs-Statistik werden erfaßt und am Ende des Monats werden die personellen Leistungen nach den Personalnummern aufgeteilt in den einzelnen Arbeitsgebieten ermittelt, Bei dieser Aufbereitung werden die einzelnen Arbeitsgebiete entsprechend dem relativen Schwierigkeitsgrad mit einem Umrechnungsfaktor versehen, damit wir auf einen einheitlichen Leistungswert kommen.

Die Möglichkeit, die Leistung direkt am Erfassungsgerät unseres Inforex-Systems festzuhalten, ist zwar gegeben, wird von uns aber nicht genutzt. Anhand dieser Bewirtschaftungs-Statistik wir für das Job Accounting die maschinellen Leistungen auf die einzelnen Arbeitsgebiete verteilen, und ermitteln mit welchen Erfassungszeiten wir durchschnittlich rechnen müssen. Zudem brauchen wir die Unterlagen zur Anforderung des Personals, denn wir müssen genau nachweisen, wozu wir die Mitarbeiter benötigen. Außerdem können wir ermitteln, wie sich Veränderungen in den Belegen auf die Leistungen auswirken.

Ferdinand Schmitt

Leiter der EDV-Produktion, Ch. Boehringer & Sohn, Ingelheim

Bereits seit 1967 bemühen wir uns, eine Leistungszählung und -Ermittlung mit Prämienauszahlung einzuführen Mit der Ablösung der lochkartenorientierten Datenerfassung durch MDS Datarecorder und IBM 050-Geräte wurden die zur Leistugsfindung benötigten Daten erstmals teilweise maschinell ermittelt und per Programm ausgewertet. Für jede Erfassungsarbeit gehörte ein Belegbegleitzettel, dessen Inhalt als Vorlaufinformation miterfaßt wurde und die zur Auswertung relevanter Angaben wie zum Beispiel Arbeitsbeginn, Abreisende, Arbeitstag und Personalangaben enthielt.

Heute sind vorstehend genannte Erfassungsgeräte durch Datensammelsysteme der Serie 2404 von MDS abgelöst und die mitgelieferte Betriebssoftware bietet im Detail "erweiterte Statistik" alle von uns benötigten Basisdaten zur Leistungsabrechnung, darüber hinaus zur Abrechnung der Erfassungskosten mit unseren Kunden, das heißt also zum Job Accounting an. Mitentscheidend für die Nutzung der vom System angebotenen Statistikwerte war die Tatsache, nunmehr ohne Eingriffe seitens des Aufsichtspersonals die zur Beurteilung der Leistung (Erforderlichen Daten durch eine, "unbestechliche Maschine" zu erhalten. Ein Tatbestand, den auch unsere Mitarbeiterinnen der Datenerfassung zu schätzen wissen. In Abstimmung mit Personalabteilung und Betriebsrat versuchen wir nun, dieses Leistungssystem auf eine gesunde, tarifvertraglich abgesicherte Basis zu stellen, was uns bis jetzt einige Mühe gekostet hat. Derzeit lassen wir prüfen, ob sich mit REFA-Methoden vernünftige und objektive Vorgaben für ein echtes Prämiensystem erarbeiten lassen - diese Untersuchungen sind noch nicht beendet.