Satire

Lebensglück

08.04.1988

Heute schon mit kalt gepreßtem Olivenöl angemachten Salat gegessen? Fisch mit Maden? Welch ein Unsinn. Nicht Maden, sondern Messer waren Herrn Knigge eine Umgangsformen-Regel wert. Fest steht: Schwermetall läßt sich in allen Organismen nachweisen. Aber Silber in Silberfischen?

Es gibt so vieles, was sich der Mensch zu seinem Lebensglück wünschen kann: ein schönes Begräbnis, mehr Information über den PS/2-Mikrokanal, Düsen-Tieffliegen über dem Hochwasser. Die Reihe der potentiellen Tranquilizer läßt sich beliebig erweitern - die Reihenfolge ist egal.

Für Trauerwein ist es beruhigend zu wissen, daß Computerviren nur in der DV-Fachliteratur vorkommen. Ihm ist nur nicht ganz klar, wie sie sich unter diesen Bedingungen auf Schlagzeilengröße entwickeln konnten. Übertragung durch Phantasie ist mit Sicherheit auszuschließen - und auch von der Programmierlogik kann normalerweise keine Ansteckungsgefahr ausgehen.

Sollte es sich also auch hier um einen Fall von eingebildeter Journalistenkrankheit handeln - wie beim Olivenöl, beim Fisch und wie bei ISDN? Welch ein Unsinn. Es gibt so vieles, was sich der Mensch zu seinem Lebensglück wünschen kann.

Sebastian Trauerwein Information Resources Manager