Immerhin wohnen wir in München, und hier lernt man sehr schnell, das Wort Lebensunterhalt in den richtigen gesellschaftlichen Kontext einzusortieren. Aber wir sind doch etwas verwundert über die Einfallslosigkeit, mit der sich Minderverdiener in ihr Schicksal fügen.
Da kann man von einem Frankfurter Unternehmen - zugegeben: einer Briefkastenfirma - noch etwas lernen. Die Vita Active Ltd. betreibt im Internet unter der Adresse www.lebenserwartung.de eine Beratung in Sachen Lebenshorizont. Wer wissen will, wann sein letztes Stündchen schlagen wird, dem wird hier geholfen.
Wer diesen sehr persönlichen Lebensendzeittest absolviert, hat praktischerweise sofort eine normalerweise selbstverständliche Option verwirkt: Gegen das automatisch fällig gewordene einmalige Benutzungsentgelt kann kein Widerspruch mehr eingelegt werden, sobald der Test beginnt. Wer erfahren will, ob er das eigene Rentenalter noch erlebt, muss eine Gebühr von 30 Euro berappen. Irgendwo im Dschungel des Kleingedruckten erklärt der Testkandidat sich nämlich mit diesem Geschäftsgebaren einverstanden.
Verbraucherschützer sagen zwar, dass bei solcherlei Täuschung kein Vertrag zustande kommt und man Mahnungen einfach ignorieren kann. Aber mal ehrlich: Viel einfacher kann man Geld doch wirklich nicht verdienen.