Learntec 2002: Euphorie des vergangenen Jahres weicht Nüchternheit und Realismus

Learntec 2002: Euphorie des vergangenen Jahres weicht Nüchternheit und Realismus

14.02.2002
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
20 Prozent mehr ausstellende Unternehmen und zehn Prozent mehr Besucher meldete die Bildungsmesse Learntec im Vergleich zum Vorjahr. Die euphorischen Marktprognosen für Online-Lernen nimmt jedoch niemand mehr ernst. Was zählt, ist die Verbindung von klassischen Methoden mit E-Learning-Anteilen. Dabei kommt es darauf an, den Anwendern flexible Lernlösungen zu präsentieren.

Die beiden wissenschaftlichen Leiter und Gründer der Messe Uwe Beck und Winfried Sommer zogen nach zehn Jahren Learntec eine nüchtern positive Bilanz. Immerhin haben sie es geschafft, jedes Jahr mehr Austeller – diesmal 272 – und mehr Besucher – über 8000 - nach Karlsruhe zu locken. Die beiden Fachhochschulprofessoren starteten ganz klein mit ihrer Bildungstechnologie-Ausstellung, wie sie sie am liebsten nennen, und haben nun das größte Treffen dieser Art in Europa etabliert.

Besucher der Learntec 2002 versuchen sich zu orientieren. Quelle: KMK/Learntec
Besucher der Learntec 2002 versuchen sich zu orientieren. Quelle: KMK/Learntec

Immer wieder stand die Frage im Raum, wohin sich die Branche nach der unrealistischen Euphorie vom vergangenen Jahr entwickeln wird. In den letzten Monaten mussten einige große Anbieter Konkurs anmelden, was als Beleg genommen wurde, dass dieser junge Industriezweig genau wie viele Firmen der New Economy nicht gelernt hat, zu wirtschaften. Als Paradebeispiel diente Prokoda. Das Unternehmen startete vor rund 15 Jahren als einer der ersten Trainingsanbieter, der sich auch auf elektronische Bildungsmedien spezialisierte.

Vor zwei Jahren meinte man, nachdem es jahrelang langsam bergauf gegangen war, schnell wachsen zu müssen, und ließ sich vom schwedischen Anbieter M2S aufkaufen, um die Internationalisierung zu schaffen. Vor einigen Wochen meldete M2S Konkurs an. Die deutsche Niederlassung ging nun „für ein Apfel und ein Ei“ wie ein Insider erzählte, an den größten E-Learning-Anbieter Smart Force.

M2S hatte für Prokoda einen dreistelligen Millionenbetrag (Mark) gezahlt. Jürgen Theisen, Mitgründer und Mitglied der heutigen Smart-Force-Prokoda-Geschäftsführung, macht sich keine Illusionen: „Wir sind zu schnell gewachsen, wollten europaweit expandieren und haben die hohen Vorlaufkosten unterschätzt. “ Zudem habe die Integration der beiden Produktlinien von M2S und Prokoda viel Zeit und Geld gekostet. „Anbieter von Standardlösungen werden es in Zukunft sehr schwer haben“, ist Theisen überzeugt. Die Lokalisierungs- und Anpassungskosten eines Produktes seien viel zu hoch. Es werde nur noch ganz wenige große Anbieter geben, die dies leisten könnten.

Der Begriff der reinen Wissensvermittlung weicht auf