Technitron GmbH:

LDF-100-Echtzeitprozessor von Loral

08.11.1985

MÜNCHEN(CW) - Unter der Bezeichnung LDF 100 - einer Abkürzung von Loral DataFlo - wurde auf der diesjährigen Systems ein Echtzeitprozessor vorgestellt, der als programmierbarer Baustein in Parallel-Processing-Rechnern Verwendung finden soll. Als Vertriebsfirma für den hiesigen Markt fungiert dabei die Münchner Technitron GmbH.

Das neue Produkt aus der Entwicklungsabteilung der Loral Instrumentation im kalifornischen San Diego soll nach Angaben aus dem Unternehmen eine Rechenleistung von fünf bis zu 256 Mips in einer Unixähnlichen Umgebung aufweisen. Der LDF 100 wurde gewissermaßen als Zwischenlösung konzipiert, die zwischen der derzeit schnellsten Generation von Superminis vom Schlage einer VAX 8600 und andererseits am unteren Ende der Supercomputer-Geschwindigkeiten von etwa 60 Mips angesiedelt sind. Somit bietet sich dem Anwender die Möglichkeit; mit fünf Mips einzusteigen und weiter mit Prozessoren aufzustocken bis bei 256 Mips eine Vollauslastung erreicht ist. Die Kosten für eine 5-Mips-Konfiguration beziffert das Unternehmen auf 67 000 Dollar; in der größtmöglichen Ausführung mit rund einer Viertelmillion Mips beläuft sich der Preis pro Mips auf annähernd 7500 Dollar.

Wie der vor kurzem vorgestellte Supercomputer Cray 2, bedient sich auch das System Loral DataFlo einer Unix-ähnlichen Umgebung: Das Betriebssystem nennt sich Genix - ein Unix-Derivat aus Berkeley -, wobei die Programmierung in C, Fortran und bald auch in ADA möglich sein wird. Als Anwendungen, die mit dem Einsatz dieses neuen Parallel-Prozessors in Frage kommen könnten, stellt sich die Geschäftsführung der Loral

Instrumentation unter anderem alugsimulationen, Bildverarbeitung, Prozeßkontrolle und einige wissenschaftliche Einsätze vor.

Aus der 1941 gegründeten Columbia Commerce Corp., die diverse US-Hersteller von Werkzeugmaschinen repräsentierte und bis zum Anfang der 60er Jahre schwerpunktmäßig auf dem Luftfahrt- und Raumfahrtsektor aktiv war, entstand die erste Technitron-Dependance für Europa in Frankreich. In den siebziger Jahren übernahm die Aspro Inc. - ein US-Hersteller von Stahlprodukten für die Automobilindustrie - die Technitron-Gruppe und verstärkte das vorhandene Management. Anschließend investierte das Schweizer Firmenkonsortium UTC International Ltd. 13 Millionen Dollar durch Übernahme eines 40prozentigen Aktienpaketes.

Die multinational operierende Technitron-Gruppe sieht heute nach eigenen Angaben ihr Hauptaufgabengebiet in den Bereichen Vertrieb und Service technologisch hochwertiger Produkte für die Datenverarbeitung sowie für Luft- und Raumfahrt, Radar und Datenerfassung, Seismografie und Ozeanografie. An Dienstleistungen können neben Applikation, Entwicklung, Installation, Wartung und Assemblierung auch Test, Marketing und Vertrieb sowie Markt- und Wettbewerbsanalysen auf internationaler Ebene angeboten werden.

Darüber hinaus präsentierte die Dyneer Corp., Westport, Connecticut, die Zahlen ihres abgelaufenen Geschäftsjahres. Dyneer, selbst Hersteller der oben erwähnten Produktbereiche und mit Technitron wirtschaftlich verknüpft, wies die Umsatzzahlen für das Geschäftsjahr 1985 mit 215,069 Millionen Dollar aus, bei einem Gewinn von 8,4 Millionen Dollar. Dies entspricht einer Steigerung von 9,5 beziehungsweise 13,5 Prozent im Vergleich zu den Zahlen des Vorjahres. Die Umsatzrendite beläuft sich auf rund 3,9 Prozent.