Abrechnungssystem erfüllt künftige Richtlinien

LBBW bilanziert gemäß IAS

30.04.2004
MÜNCHEN (kf) - Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat ein IAS-konformes Abrechnungssystem entwickelt. Damit ist der Finanzdienstleister bereits für die Anforderungen der neuen Bilanzierungsrichtlinie gerüstet, die ab Ende 2005 für börsennotierte Unternehmen verbindlich ist.

Am 31. Dezember 2005 ist es so weit: Mit diesem Stichtag wird es für börsennotierte Unternehmen zur Pflicht, ihre Finanzberichte nach den Regeln der "International Accounting Standards" (IAS) beziehungsweise der "International Financial Reporting Standards" (IFRS) vorzulegen. Ziel der neuen Richtlinie ist eine einheitliche und nachvollziehbare Analyse und Bewertung von Bilanzen. Die IAS-Bilanz orientiert sich eher daran, den Firmenwert für Aktionäre transparent zu machen - im Gegensatz zum Abschluss nach den bisherigen im Handelsgesetzbuch (HGB) festgeschriebenen Regeln, bei denen die Werthaltigkeit des Unternehmens, sprich: die relevanten Informationen für Gläubiger, im Vordergrund stehen.

Die LBBW hat ihre diesbezüglichen Hausaufgaben bereits erledigt und mit Hilfe eines neuen Data Warehouse die technischen Voraussetzungen für die Erfüllung der künftigen Bilanzierungsanforderungen geschaffen. "Dabei gilt es, die Informationen aus einer stark heterogenen Systemwelt zusammenzutragen, vollständig abzubilden und die für eine Bilanzierung erforderliche, 100-prozentige Verfügbarkeit der Daten zu gewährleisten. Das betrifft - mehr oder weniger ausgeprägt - alle Systeme", beschreibt Hans-Peter Östermann die mit der Umstellung auf den IAS-Abschluss einhergehende Herausforderung für die IT. Östermann ist bei der LBBW für die IT-seitige Koordination des Data-Warehouse-Projekts verantwortlich.

Eine Vorgabe für das vor gut zwei Jahren ins Leben gerufene Projekt war, nicht auf der grünen Wiese zu beginnen, sondern bestehende Funktionen sinnvoll in das neue IAS-Architekturmodell einzubinden. Als Beispiel nennt Östermann eine Reihe bereits existierender "Warehouses" auf Basis von Software des Business-Intelligence-Anbieters SAS.

Vorsprung ermöglicht ein Jahr "IAS-Training"

Das gemeinsam mit dem IT-Consulting-Unternehmen Cellent AG entwickelte Bilanzierungssystem der LBBW basiert ebenfalls auf der SAS-Technologie. Kernkomponenten der Lösung sind eine unternehmensweite Finanzdatenbank, die aus den unterschiedlichen operativen Systemen gespeist wird und das komplette Leistungsspektrum des Finanzdienstleisters vom Retail- bis zum Investment-Banking abbildet, sowie ein darauf aufbauender IAS-Data-Mart.

Den durch die frühzeitige Befassung mit dem IAS-Thema gewonnenen Zeitvorsprung will die LBBW als "Trainingsjahr" nutzen. Auf diese Weise sei es dem Fachbereich möglich, im Vorfeld der Umstellung in Ruhe sowohl eine Eröffnungs- als auch eine Halbjahresbilanz nach den neuen Regeln zu erstellen, so Östermann. In Teilen läuft das Projekt bereits seit Anfang dieses Jahres produktiv, zum Abschluss soll es Ende Juni kommen. "Da wir durch den Termin für die Eröffnungsbilanz (30. Dezember 2003) unter enormem Zeitdruck standen, haben wir die für diesen Teilschritt nicht unbedingt notwendigen Aufgaben auf 2004 verschoben", begründet der Projektkoordinator die schrittweise Live-Schaltung. Das, was für die Erstellung der Eröffnungsbilanz benötigt werde, sei jedoch bereits seit Januar in Betrieb.

Wie mit SAS verbindet den Finanzdienstleister auch mit der Cellent AG eine mehrjährige Partnerschaft. "Die Tatsache, dass Cellent mit der Anbindung operativer Systeme an ein Warehouse beziehungsweise mit der Schnittstellenproblematik sehr vertraut ist, war ausschlaggebend dafür, dass wir uns für eine weitergehende Zusammenarbeit entschieden haben", so Östermann.

Nach Angaben des LBBW-Mitarbeiters wird das neue Data Warehouse mittelfristig für die Banksteuerung im weitesten Sinn genutzt und entsprechend ausgebaut werden. Über das neue System lassen sich aller Voraussicht nach künftig auch Meldewesen, Controlling sowie Risiko-Controlling abwickeln.

Steckbrief

Projektart: Entwicklung eines Data Warehouse für die Banksteuerung, das die Bilanzierung nach IAS ermöglicht.

Branche: Finanzdienstleister.

Zeitrahmen: Projektbeginn vor gut zwei Jahren, voraussichtlicher Abschluss Ende Juni 2004.

Stand heute: teilweise produktiv.

Produkte: Data Warehouse auf Basis von SAS-Software.

Dienstleister: Cellent AG, Stuttgart.

Ergebnis: Die technischen Voraussetzungen für die Erfüllung der künftigen Bilanzierungsanforderungen sind geschaffen.