Data-Warehouse/Neues Management für die Datenbestände

Lawson Mardon: Besser entscheiden und kontrollieren

02.04.1999
Das Host-basierte Berichtswesen des Verpackungsunternehmens Lawson Mardon in Singen hatte ausgedient, ein "integriertes Informationssystem" war angesagt, um die Datenbestände der operativen Systeme für Entscheidungs- und Controlling-Prozesse effizienter und effektiver nutzen zu können. Die Wahl fiel auf das "SAP Business Information Warehouse". Volker Rauwolf* und Peter Ellerau* beschreiben die Umstellung und den heutigen Nutzen.

Die Host-basierte IT bei Lawson Mardon wurde 1998 schrittweise durch eine Client-Ser- ver-Architektur abgelöst und Materialwirtschaft, Vertrieb, Finanzbuchhaltung, Anlagenwirtschaft und Controlling auf das SAP-System R/3 umgestellt. Produktionsplanung, Betriebsdatenerfassung und Qualitäts-Management sollen dieses Jahr folgen.

Das alte Berichtswesen hatte mit 4500 programmierten Berichten nicht mehr gewartet werden können und enorme Kosten verursacht. Darüber hinaus war es nicht Jahrtausend-fähig und wenig flexibel. So stellte sich beispielsweise Ad-hoc-Reporting durch Benutzer als unmöglich heraus. Auch mußten die Informatiker Analysepfade einzeln programmieren.

Das geplante Data-Warehouse sollte über die Herkunft der benutzten Daten informieren und sie benutzerspezifisch organisieren können. In diesem Zusammenhang ist die unternehmensweit einheitliche Definition von Fachbegriffen für Informationsobjekte und ihre Eigenschaften - zum Beispiel bei Kennzahlen oder Analysedimensionen - von aller- größter Bedeutung.

Ausschlaggebend für die Entscheidung zugunsten des SAP Business Information Warehouse waren unter anderem

- die Möglichkeit der schnellen Modellierung von der Datenintegration bis zur Datenbereitstellung;

- die Integration der Daten aus anderen SAP-Systemen sowie die Verknüpfung mit Nicht-SAP-Datenbeständen "unter einem Dach";

- die Offenheit für eine multiple Warehouse-Umgebung im Hinblick auf die Konzernstrukturen von Algroup, in die das Unternehmen eingebettet ist;

- die Verringerung von 4500 Berichten auf zirka 30 Analyse-Pools;

- Verträglichkeit mit der Datumsumstellung zum Jahr 2000.

Darüber hinaus gefielen die mächtigen Administrations- und Monitoring-Werkzeuge für die Überwachung der Prozesse und die Offenheit für die Anbindung unterschiedlicher Lösungen. Mit Hilfe von Anwenderwerkzeugen, die auch von unerfahrenen Nutzern zu bedienen sind, läßt sich dieses Data-Warehouse mit den vorhandenen Ressourcen nutzen.

Das Lösungs-Portfolio beinhaltet neben dem auf Microsofts "Excel" basierenden Analyse-Tool für das Controlling auch ein Intranet-gestütztes Führungsinformationssystem ("Management Briefing Book"), das mit der Software "Dynasight" von Arcplan erstellt wurde. Komplettiert wird die Lösung durch Reporting-Produkte von Business Objects, die für die On- und Offline-Analyse, verbunden mit der Web-Unterstützung, insbesondere im Vertriebsbereich genutzt werden.

Als weiteren Vorteil des neuen Systems betrachtet Lawson Mardon die Möglichkeit der Metadaten-Integration.

Da Informationen aus dem Repository während der Laufzeit gelesen werden, ist das System per se stets aktuell und umfassend dokumentiert. Änderungen in den R/3-Anwendungen werden automatisch sichtbar und bedürfen zu ihrer Aufnahme in das Warehouse keiner neuen Modellierung mehr.

Das Warehouse wird zur Hälfte mit Daten aus operativen SAP-Systemen versorgt. Weitere Daten stammen aus Betriebsdatenerfassung, Leitstand und Produktion. Einbezogene Unternehmensbereiche sind Vertrieb und Logistik, Absatzplanung, Auftrags- und Umsatzkennzahlen. Controlling und Qualitäts-Management sollen folgen; eine Benutzerzahl von mindestens 150 wird erwartet.

Die Einführungsphase bis zum Start dauerte drei Monate. Externe Unterstützung leistete dabei das Systemhaus Plaut, München. Anpassungsaufwand fiel kaum an.

ANGEKLICKT

Parallel zur Einführung operativer Standardsoftware etablierte der Singener Verpackungsspezialist Lawson Mardon ein anwendungsübergreifendes Daten-Management auf Oracle-Basis. Als zentraler Baustein dieses Systems zur Auswertung der operativen und historischen Datenbestände wurde zunächst ein Data-Warehouse aufgebaut und als Prototyp implementiert. Es sollte ein Host-orientiertes Berichtswesen ablösen. Allerdings zwangen der hohe Administrations- und Monitoring-Aufwand der Eigenentwicklung zu neuen Überlegungen: Das Data-Warehouse-Projekt erhielt eine andere Basis: Lawson Mardon entschied sich für den Einsatz von SAP-Data-Warehousing.

Das Unternehmen

Lawson Mardon, Singen, ist Verpackungsspezialist für Nahrungsmittel, Pharmazie und Kosmetik. Das Unternehmen produziert auch Aluminiumfolien für die Veredlerindustrie und technische Anwendungen. Es gehört zum Schweizer Konzern Algroup Alusuisse-Lonza. In Deutschland ist Lawson Mardon in Singen am Bodensee präsent, wo 1200 Mitarbeiter im Geschäftsjahr 1998 einen Umsatz von 540 Millionen Mark erwirtschafteten. Hervorgetan hatte sich das Unternehmen ursprünglich mit einem Verfahren Aluminiumfolien "endlos" herzustellen. Verpackungssysteme wie Blisterdurchdrückpackungen oder Streifenpackungen sind heutige Erzeugnisse des Hauses. Behälter und Bedeckungssysteme bilden einen weiteren Schwerpunkt der Lawson-Mardon-Produktpalette.

Das System

Software: System R/3 mit Modulen;

- Data-Warehouse: SAP Business Information Warehouse;

- Datenbank: Oracle;

Hardware: HP NT-Server mit 2 GB RAM und 50 GB Disk-Speicher.

*Volker Rauwolf ist Informatikleiter, Peter Ellerau ist Projektleiter Data-Warehouse bei Lawson Mardon in Singen.