IBMApple: Sicher ist nur die Verunsicherung

Lautstarkes Bekenntnis zu offenen Systemen soll Dominanzstreben des Mainframe-Marktführers kaschieren

16.08.1991

Dem Anlaß entsprachen sie nicht: Die ersten Reaktionen in der Presse, bei den Marktauguren und der Konkurrenz waren eher unterkühlt. Die Absichtserklärung von IBM und Apple zur gemeinsamen Entwicklung einer objektorientierten Betriebssystem-Software und das vereinte Bestreben, eine weitere RISC-Plattform zu etablieren, die sich kraft der Marktpotenz beider zu einem Markt-Standard durchsetzen könnte, blieben ohne nennenswerten Widerhall. Auch die weitreichenden Lizenzierungspläne nicht nur der Systemsoftware-Plattform, sondern vor allem des Power-RlSC-Chips schienen in der DV-Welt zu verhallen wie Wagners Walküre in einem schalldichten Klangraum. Die Konkurrenten HP, Sun, ACE oder Next haben dabei überhaupt keinen Grund, sich kühl der hanseatischen Maxime zu bedienen: "Gar nicht beachten, nicht mal ignorieren." Erst recht kann sich der Anwender nicht freuen über die tektonischen Bewegungen am Markt.

Denn obwohl die projektierte, zukünftige Ausrichtung von IBM-Apple dem Anwender Klarheit, Investitionssicherheit und offene Systemwelten verspricht, erzeugte der Letter of intent beider Unternehmen zunächst vor allem offene Fragen. Diese betreffen zum einen die Anwender von IBM- und Apple-Systemen. Sie gehen zum anderen aber auch all jene DV-Verantwortlichen an, die jetzt wichtige Entscheidungen für die Ausrichtung und damit Festlegung ihrer Unternehmen in puncto Systemsoftware und darauf laufenden Applikationen treffen müssen.

Was wird aus den Unix-Derivaten AIX (IBM) und A/UX (Apple)? In welcher Form überlebt das Mac-OS-Betriebssystem? Welche Zukunft hat OS/2? Vor allem stellen sich Branchenkenner die Frage, wie offen die IBM-Apple-Softwareplattform eigentlich sein wird. Sollen hier nicht doch mit dem Versprechen systemübergreifender Architekturen proprietäre Reviere abgesteckt werden, wie Thomas Köhler, Geschäftsführer der Andersen Consulting GmbH argwöhnt? "Mit dem Apple-Deal bietet sich für die IBM die Möglichkeit, gegen Unix im Workstation-Bereich eine proprietäre Option aufzubauen."

Ganz ungeschminkt argumentieren Laura Segervall und Robert Kidd von Dataquest: Mit ihrer Absichtserklärung würden Apple und IBM eingestehen, daß beide proprietären Architekturen in Gefahr sind. Die Offene-Systeme-Bewegung habe solch einen Schub erfahren, daß in deren Sog die Unternehmen gezwungen seien, Kooperationen einzugehen.

"Zweck der Übung ist aber nicht, dem Anwender in Zukunft tatsächlich offene Systemplattformen zu bieten. Vielmehr wollen die Unternehmen", kritisieren Segervall und Kidd, "eigene Claims abstecken, die auch in Zukunft steigende Umsätze und Gewinne sichern sollen, indem man durch Allianzen Inseln der Interoperabilität schafft."

So versuchten Firmen wie HP, Sun, das Industriekonglomerat ACE und die Formation IBM-Apple den Absturz der Gewinnmargen einzudämmen und gleichzeitig ein Unterscheidungs- und Alleinstellungsmerkmal ihrer Produkte zu erzielen.

Daß an der Argumentation - übrigens nicht nur der IBM-Apple-Allianz - , offene Systeme zu propagieren und geschlossene Welten zu schaffen, etwas dran ist, glaubt auch Wolfram P. Brandes von Arthur D. Little. Big Blues Motivation zur Zusammenarbeit mit dem Ex-Feind aus dem Turnschuhlager resultiert laut Brandes aus einer langjährigen Tiefschlafphase des Mainframe-Monopolisten in den 80er Jahren.

In dieser Zeit hätte Big Blue die sich wandelnden Marktverhältnisse aus der Kontrolle verloren. Der IBM sei es schlichtweg entgangen, daß sie der Industrie nicht mehr ihren aus der Mainframe-Welt herrührenden Standardisierungsstempel aufdrücken kann. Durch die Verselbständigung und Ausreifung der Mikrosysteme kämen die relevanten Standards mittlerweile von unten, aus der PC-Welt.

Brandes, der glaubt, daß der Mainframe in zwei bis drei Jahren wegen seiner gewandelten Rolle als Server und Datenbankschleuder einen zweiten Frühling erleben wird, prognostiziert nichtsdestotrotz: "PCs werden die Zukunft dominieren. Und in dieser Welt setzen andere Unternehmen wie Lotus, Microsoft und eben Apple die Standards."

Die einzige Chance für die IBM, hier wieder Tritt zu fassen und nicht von den Standardisierungskompetenzen abgekoppelt zu bleiben, seien Allianzen wie nun mit Apple. "Mitzureden bedeutet für die Akers-Company, gemeinsam zu entwickeln, teilzunehmen." Gleichbedeutend sei diese Teilnahme dann allerdings auch mit dem eigentlichen Impetus, in Zukunft wieder proprietäre Systeme festzuschreiben.

Solche Aussichten müssen den Anwender und Verantwortlichen für Investitionsentscheidungen verunsichern. Entscheidende Bedeutung kommt der Frage zu, wie offen die objektorientierte Systemsoftware sein wird, die in gemeinsamer Arbeit von IBMs REXX-Entwicklungsteam, Apples Pink-Mannschaft und den mittlerweile von Big Blue aufgekauften Metaphor-Programmierern entwickelt wird. Welchen Stellenwert haben in diesem Szenario AIX, A/UX und das Mac-OS?

Dummerweise scheinen sich die beiden zukünftigen Bettpartner selbst noch nicht ganz einig zu sein, welchen Weg sie einschlagen werden: Während Apple-Offizielle bei Presse-Briefings von für die Zukunft zu erwartenden völlig unterschiedlichen Unix-Systemen sprachen meinten IBMer, das erweiterte AIX werde die Mac-Oberfläche inkorporieren. Die unterschiedlichen Ansichten darüber, wer denn die Compiler entwickeln solle - Third-Party-Vendors bevorzugt Apple, IBM will dies in Hausarbeit machen - , sind da nur von sekundärer Bedeutung.

Wichtiger, weil entscheidend für die Ausrichtung der Investitionsentscheidungen der nächsten Zukunft, ist da für die IBM schon, Befürchtungen von Anwendern zu zerstreuen, OS/2 und AIX würden mit dem neuen objektorientierten Betriebssystem obsolet. Donna Van Fleet, Direktorin des Programming-Centers in Austin, versichert: "Wir werden Adapter schreiben, mit denen heutige OS/2-, AIX- und Mac-Applikationen weiterhin benutzt werden können."

Lee Reiswig, IBM-Direktor der Entry-Systems-Abteilung unterstützt seine Kollegin mit der Aussage, es sei Big Blues Ziel, zwischen den existierenden Anwendungen und der zukünftigen Betriebssystem-Umgebung über diese Adapter Binärkompatibilität zu gewährleisten. Schon OS/2 Version 2.0 - für Ende 1991 erwartet - , enthalte eine Reihe von objektorientierten Charakteristika.

Ganz so entspannt kann David Bayer, Analyst von Montgomery Securities in San Franzisko, diese Big-Blue-Versprechen allerdings nicht sehen: "Vor drei Monaten ging die IBM zu ihren Kunden und propagierte OS/2 als Teil der zukünftigen Strategie. Jetzt versucht Big Blue, seine Anwender auf einen Migrationspfad zu setzen, der nicht kompatibel zum Presentation Manager ist", weswegen Sheldon Laube, Technologiedirektor bei Finanzdienstleister Price Waterhouse, sich auch um die Perspektiven für OS/2 sorgt.

Fest steht nach IBM-Aussagen, daß OS/2-Anwender kein Mac-lnterface bekommen werden. Auch würde die Konzentration auf AIX nicht zu Lasten von OS/2 gehen AIX-Anwender hingegen kommen nach Aussagen von IBM- und Apple-Offiziellen in den Genuß "einiger Vorteile der Mac-Oberfläche".

Verunsichert dürften auch Anwender von Apples Unix-Derivat A/UX sein. Anläßlich der seit zwei Jahren überfilligen Präsentation von System 7.0 erhoffte sich die Apple-Gemeinde eigentlich auch Aussagen zu A/UX. Die Vorstellung der Unix-Variante mit System-7.0-Funktionalität verschoben die Apple-Oberen erst einmal auf Mitte kommendes Jahr.

Deutlichere Signale mögen da schon vom Apple-internen Stühlerücken um den deutschen Manager und Präsidenten Michael Spindler und CEO John Sculley kommen: Ron Lang, A/UX-Produkt-Marketing-Manager im Apple-Unix-Team, wechselte in die Abteilung für objektorientierte Entwicklung, Richard Finlayson, ebenfalls A/UX-Produkt-Manager, will Apple nach Japan versetzen, und Mike Channon, bislang mit der gleichen Arbeitsplatzbeschreibung versehen wie seine beiden Kollegen, ist mittlerweilen ganz ohne Lohn und Brot.

Ein Apple-Insider beschwichtigte allerdings: Zum einen werde A/UX sehr wahrscheinlich auf den Motorola-Systemen weiterentwickelt. Die A/UX-Version 3.0 sei darüber hinaus für kommendes Jahr zu erwarten. Dem Mac-OS-Betriebssystem ist zum anderen nach den Verlautbarungen von Vice-President und General Manager der Apfel-Applikationsabteilung, Roger Heinen, noch eine Überlebensfrist von "fünf bis zehn Jahren" gewährt, bis es vom objektorientierten Betriebssystem abgelöst werden soll.

Die gewöhnlich recht gut informierten US-Analysten der Meta Group sind allerdings der Ansicht, daß der Anwender sich keine zu großen Sorgen machen muß: Jack Karp, Frank Michnoff und Matt Cain von der Abteilung Desktop Computing Strategies Service klassifizieren die zukünftige IBM-Apple-Betriebssystem-Plattform als hochattraktiv, da sie nach ihren Informationen sowohl OS/2- als auch Mac-, AIX- sowie Windows-3.0-Applikationen unterstützen werde. Lediglich die 32-Bit-Windows-Basis Win-32 bleibt nach Karp außen vor.

Windows-3.0-Anwender werden nach Meinung der Meta-Group-Fachleute in Zukunft übrigens die größten Migrationsalternativen besitzen: Neben IBM-Apple unterstützt auf alle Fälle auch Microsoft mit seinem Windows NT genannten System die DOS-Erweiterung. Weder OS/2-noch Mac-Anwender werden nach Meinung der Meta-Leute in diesen Genuß kommen.

Karp und Kollegen warnen die Benutzer der momentan so beliebten DOS-Oberfläche allerdings: In zwei bis drei Jahren spätestens müssen sie sich endgültig entweder für Win-32 beziehungsweise Windows NT oder für OS/2 2.X entscheiden.

Ein bedeutender Software-Entwickler, der nicht genannt werden wollte, meinte gegenüber der COMPUTERWOCHE in diesem Zusammenhang: "Gates hat mit Windows kein neues Produkt entwickelt, wie OS/2 1987 ganz eindeutig eines war. Er wollte lediglich die existierende, installierte DOS-Basis mit einer grafischen Oberfläche versorgen, um abzukassieren." Wenn William H. Gates III aber wirklich versuchen sollte, Windows gegen OS/2 antreten zu lassen, dann ginge er baden, weil Windows niemals mit OS/2 konkurrieren könne.

Mit der Konzentration auf Windows NT, das - abgesehen von der Windows-Oberfläche anstatt der des Presentation Managers - grundsätzlich ja nichts anderes ist als OS/2, Version 3.0, mit anderem Namen, machten die DOS-Entwickler allerdings schon klar, daß sie sich dieser Gefahr durchaus bewußt sind.

Ansonsten dürfte sich nach Karp der IBM-Apple-Deal erst kommendes Jahr auswirken, wenn die IBM eine neue Version von AIX offerieren wird, die sowohl die Motif- als auch die Mac-Oberfläche unterstützt. "Dann stellt Apple seine Unterstützung für das eigene Unix-Derivat A/UX zugunsten von AIX ein, und AIX wird wegen der vielen Mac-Anwendungen für den kommerziellen Sektor sehr attraktiv."

Gewollt oder ungewollt zielt die Apple-IBM-Allianz mit diesem Angebot gegen RISC-Marktführer Sun. "Wenn man Mac-Applikationen auf einer RS/6000-Workstation nutzen kann, wird das Power-System der IBM viel interessanter für kommerzielle User als Sun-Rechner", weist Anwender Yoshio Kawai von der Tokai Bank auf das Damoklesschwert über der von-Bechtolsheim-Company.

Die Meta-Group-Analysten beharren im übrigen auf ihrer Einschätzung, daß OS/2 die Zukunft gehöre. Sie begründen diese Meinung mit IBMs aggressiv zur Schau gestelltem Willen, den Desktop-Markt und die hier operierende Konkurrenz anzugehen. Auch Big Blues Bereitschaft, vermehrt Third-Party-Entwickler für die OS/2-Entwicklung einzuspannen, bestärkt die Marktauguren in ihrer Ansicht.

Jüngstes Beispiel ist die Vereinbarung zwischen Big Blue und Watcom. Die US-Firma aus Waterloo soll dem blauen Riesen für sein OS/2-System mit optimierenden 32-Bit-Compilern für Fortran 77 und C unter die Arme greifen, die sie dann auch selbst vertreibt. Die Compiler, so das Ziel laut John Soyring, Direktor des OS/2-Software-Entwicklungsteams der IBM im texanischen Austin, wollen beide Unternehmen gemeinsam in die OS/2-2.0-Entwicklungsumgebung Workbench einbinden.

Überhaupt greifen nicht nur die IBM und Apple, sondern auch alle anderen marktrelevanten Unternehmen in Zeiten wirtschaftlicher Rezession nach dem Strohhalm Kooperation. HP und Sun wollen nicht nur beide den Anwender glauben machen, "heute jeweils schon die Hard- und Softwareprodukte bieten zu können, die IBM und Apple erst in einigen Jahren vorweisen können". Die scharfen Konkurrenten auf dem Workstation-Markt portieren darüber hinaus gegenseitig Anwendungen wie etwa Visualisierungs-Tools auf die jeweils andere Hardwarebasis.

Vor allem aber engagieren sich beide auf dem gleichen Gebiet, das auch Apple-IBM mit ihrem objektorientierten System und die ACE-Initiative mit ihren Standardisierungsvorstellungen abdecken wollen: Anläßlich der Entwicklerkonferenz beider Unternehmen in San José, Kalifornien, am 4. September 1991, präsentiert man erste objektorientierte Softwareprodukte, die zwischen Betriebssystem- und Applikationsebene eingezogen werden und Datendurchgängigkeit über alle wesentlichen Desktop-Betriebssysteme garantieren sollen. Das gesamte Portfolio der noch namenlosen Produkte soll in den nächsten zwei bis drei Jahren auf den Markt kommen.

Direktor Bill Keating vom Sun-Spinoff Sunsoft prognostiziert ob der Kooperationsfreudigkeit in der Branche, daß in fünf Jahren neben den beiden Gruppierungen Apple-IBM und HP-Sun nur noch Microsoft und Intel als dominierende Industriegruppen des DV-Marktes verbleiben.

Die Industrie-Allianzen würden dann ihren mörderischen Konkurrenzkampf im großen fortsetzen, den Einzelunternehmen jetzt noch allein führen. Dataquest-Analystin Segervall: "ACE war die Reaktion auf Sparc, die IBM-Apple-Detente richtet sich gegen ACE und Sparc."

Brandes von Arthur D. Little kann denn auch keine Torschlußpanik in der Apple-IBM-Kooperation entdecken: "Es ist der richtige Schritt zur richtigen Zeit, einerseits notwendig für beide Unternehmen, andererseits logisch nachvollziehbar."

"Die symbiotischen Effekte für beide liegen auf der Hand: IBM sucht nach Unterstützung bei der Entwicklung eines objektorientierten Betriebssystems und einer grafischen Oberfläche, Apple braucht das Entree zu den Großkunden", resümiert Amy Wohl, President der Wohl & Associates.

Ganz eindeutig hat sich die IBM kampfeslustig der Gates-Company angenommen, um sich, so Andersen-Analyst Köhler unisono mit seinen Kollegen, "aus der Abhängigkeit von Microsoft herauszuwinden": Allianzen mit Ex-OS/2-Spötter Philippe Kahn von Borland, Adobe, Lotus oder Netzwerk-Marktführer Novell kreisen William H. Gates III immer mehr ein. Meint denn auch ein Insider: "Es war schon immer gefährlich, die IBM zu unterschätzen."

Da der blaue Riese daneben auch Kooperationen auf den Gebieten DRAM-Entwicklung (mit Siemens) und bei Bankautomaten (Diebold) einging, zwecks Marktdurchdringung seiner RISC-Workstations in Japan mit dem Software-Unternehmen Research Associates Inc. (SRA) das neue Unternehmen Advanced Integration Technology gründete und Wang als Verkäufer seiner Hardware anheuerte, vermutet ein Fachmann wie Joseph L. Badaracco von der Harvard Business School, daß Big Blue klammheimlich die Entwicklung zu einem wieder dominierenden Technologie-Imperium ansteuere. Es gibt Insider, die IBMs Strategie, mit miesen Quartalsergebnissen "zu glänzen", als bewußte Irreführung der Öffentlichkeit betrachten, die von den hemmungslosen Machtgelüsten der Armonker ablenken sollen.

Big Blue scheint sich jedenfalls fest vorgenommen zu haben, bei einer Endabrechnung zu den Gewinnern im DV-Markt zu gehören. Als potentielle Verlierer der Apple-IBM-Allianz handeln die Marktauguren verschiedene Kandidaten: Next ist immer dabei. Nextstep, von der IBM vorsichtshalber lizenziert hat nach Meinung aller Fachleute keine Chance mehr mit IBMs neuer Ausrichtung und Konzentration auf AIX.

Auch HP läuft Gefahr, im Konzert der Großmachtinteressen auf lange Sicht das Nachsehen zu haben. Offizielle IDC-Meinung: "HP lebt mit seiner Produktstrategie zwar sehr gut und kann durch Kooperationen mit der IBM für die AIX-Welt einige Schläge abmildern." Auf lange Sicht aber müsse man sich bei dem ursprünglich in der Meßtechnik gestarteten Unternehmen doch Gedanken machen über Software-Aktivitäten und die eigene HP/PA-RISC-Architektur, "andernfalls könnten die Konsequenzen gravierend sein".

Meta-Mann Karp sieht Hewlett-Packards Zukunft noch düsterer: "HP hat kein Betriebssystem, das sich größerer Unterstützung erfreuen kann", was seiner Meinung nach ein eindeutiges Ausschlußkriterium beim Shoot-Out der Workstation-Hersteller darstellt.

Während Karp Sun wie Mips vom Hardware-Angebot als wohlsituiert ansieht, mäkeln IDC-Vertreter beim RISC-Workstation-Marktführer, die Company um President Scott McNeally müsse unbedingt die Entwicklung ihrer Technologie und spezifische Probleme wie Busstrukturen verbessern, um auch in Zukunft nicht an Boden zu verlieren.

Dem ACE-Konglomerat, so IDC, haben IBM und Apple gehörig Wind aus den Segeln genommen. "DEC ist nicht IBM, Compaq vom Einfluß her nicht Apple, und Mips kann sich mit Motorola nicht vergleichen. Die müssen jetzt eine Menge für ihr Marketing tun." IDC glaubt ferner, daß IBMs Isolationspolitik aufgegangen ist: "Microsoft findet sich in einer zunehmend defensiven und isolierten Rolle wieder."

Bleibt IBM. So oder so wird der Industriegigant, der mit 6,5 Milliarden Dollar Ausgaben für Forschung und Entwicklung den Gesamtjahresumsatz seines Juniorpartners Apple um eine glatte Milliarde übertrifft, nicht verlieren können.

Trotzdem prophezeien die Analysten der Meta Group Big Blue ein DéjÓ-vu-Erlebnis: Wie schon mit der Einführung des PCs könnte die IBM mit der Etablierung eines weiteren und möglicherweise des in der Zukunft dominierenden RISC-Standards und der Lizenzierung ihres RISC-Prozessors wieder eine Sturzflut von Clonern auslösen. Karp sieht gute Chancen, daß sich die Geschichte dann wiederholt, und Big Blue ein zweites Mal die Kontrolle über einen Markt verliert, den es durch ein proprietäres Betriebssystem auf proprietärer Hardware in eisernem Griff halten wollte.