Intel Developer Forum

Laut Intel liegt die Zukunft im Peer-to-Peer-Computing

01.09.2000
MÜNCHEN (CW) - Das Intel Developer Forum (IDF), das kürzlich im kalifornischen San José stattfand, bot in erster Linie Raum für die Prozessorneuheiten des Chipherstellers. Gleichzeitig bemühte sich das Unternehmen unter dem Motto "Powering the Net, Connecting the Net" jedoch um die Glaubwürdigkeit als Internet-Company.

Mit 5000 Teilnehmern, darunter rund 150 Non-Intel-Anbieter, sowie der im Vergleich zum Frühjahrs-Event dreifachen Anzahl von Softwareanbietern, geriet der Entwicklertreff zum bisher größten Happening des Unternehmens. Firmenchef Craig Barrett appellierte in seiner Eröffnungsrede an die Computerbranche, bei der Schaffung eines "modularen Internet" aus kompatiblen und standardisierten Bausteinen zusammenzuarbeiten. Trotz der Bemühungen des Chipgiganten, das Image des reinen "Prozessor-Bastlers" endgültig abzustreifen, standen Enthüllungen in Sachen CPUs nach wie vor im Mittelpunkt.

Zu den interessantesten Neuigkeiten gehörte Intels Ankündigung stromsparender Chips für Handys, Handhelds und drahtlose Internet-Geräte, mit denen der Halbleiterhersteller neues Terrain betritt. Bei der skalierbaren Strong-Arm-Variante "Xscale" handelt es sich um eine neue Chiparchitektur, die in Kürze Taktraten bis zu 1 Gigahertz bei minimaler Leistungsaufnahme ermöglichen soll. Laut Intel lassen sich mit Xscale-CPUs Handhelds und Handys entwickeln, die Organizer- und Kalenderfunktionen in Kombination mit drahtlosem Internet-Zugang bieten und auf denen auch Videos laufen könnten. Das Xscale-Design wird in nächster Zeit mit einer neuen Familie von für verschiedene Anwendungen maßgeschneiderten Intel-Prozessoren auf den Markt kommen. Die Chips sollen auch in Netz-Speicherprodukten, Routern und Switches eingesetzt werden.

Die neue ProzessorgenerationDer Pentium IV wird nun im vierten Quartal zunächst mit einer Taktrate von 1,4 Gigahertz erhältlich sein. Der Pentium-Nachfolger basiert auf einem neuen Prozessordesign namens "Netburst". Die Chiparchitektur verfügt über neue Subsysteme wie die "Rapid Execution Engine", die die Verarbeitung von sich häufig wiederholenden Rechenaufgaben übernimmt, den Hauptprozessor entlasten und doppelt so schnell sein soll wie dieser. Während der Pentium-Nachfolger mit 42 Millionen Transistoren ausgerüstet ist, verfügt die bisherige Oberklasse des Pentium III über lediglich 28 Millionen. Zudem sollen 144 neue Multimedia-Funktionen für bessere Grafik- und Soundbearbeitung sorgen. Vor allem aber schafft das Netburst-Design Raum für weitere Leistungssteigerungen. So sollen bis zum Jahr 2006 Prozessorgeschwindigkeiten von rund 10 Gigahertz möglich sein. Die Minuspunkte des neuen Chips: hoher Stromverbrauch und die im Vergleich zum Pentium III doppelte Die-Größe.

Intels "Itanium" hingegen scheint buchstäblich den Bus verpasst zu haben: Mit weiteren drei bis sechs Monaten Verspätung dürften die auf Intels 64-Bit-Chipsatz basierenden Backend-Prozessoren auf den Markt kommen. Größtes Hindernis für ein früheres Debüt soll der 128 Bit breite Bus zum L3-Cache des Itanium darstellen, der bei hohen Geschwindigkeiten noch nicht funktionieren will. Um die Geduld der Server-Hersteller, die bereits mit fertigen Designs in den Startlöchern stehen, nicht zu sehr zu strapazieren, Intel will noch in diesem Jahr 6000 "Itanium Pilot Processors" als Testprodukte an Server-Hersteller ausliefern. In der ersten Jahreshälfte 2001 soll der endgültigen Marktreife dann jedoch nichts mehr im Wege stehen.

Am letzten Tag des IDF verkündete Gastgeber Intel die Gründung der "Peer-to-Peer Working Group". Prinzipiell wird beim P-to-P-Networking die Rechenleistung räumlich getrennter Computer via Internet zusammengeschaltet, um anspruchsvolle Aufgaben ohne zentrale Server zu bewältigen. Auf Unternehmen übertragen, soll sich dadurch die nutzbare Rechenleistung mehr als verdoppeln lassen. Dieses Prinzip machen sich auch Projekte wie Suns "Java Spaces" oder das Konzept der gemeinsamen Datenhaltung bei den MP3-Tauschbörsen Napster und Gnutella zunutze.

Neue Computer-Ära durch P-to-P-NetworkingIntel selbst arbeitet bereits seit 1990 mit einem eigenen Programm namens "Netbatch", das die Rechenleistung unbenutzter Workstations per Netzwerk anderen Projekten zur Verfügung stellt. Durch die hauseigene Peer-to-Peer-Technologie habe man bisher mehr als 500 Millionen Dollar gespart, so Intels Chief Technology Officer (CTO) Patrick Gelsinger. Unter der Führung des Chipherstellers will sich das frisch gebackene Industriekonsortium nun für die Verbreitung von Technologien für verteilte Datenverarbeitung einsetzen und sich um Skalierbarkeit, Sicherheits- und Management-Belange kümmern. Angst vor einem dadurch bedingten Nachfragerückgang nach Server-Prozessoren hat Intel nicht. Vielmehr werde P-to-P neue Applikationen hervorbringen, die das Interesse an höherer CPU-Leistung eher steigern.